Lobberich Lobberich schunkelt gegen den Sturm an

Lobberich. · Narren und Schaulustige schützten sich mit Regencapes gegen das Nass von oben.

Die Maiskolben vom KLJB Hinsebeck hatten Glück: Hitze hätte sie womöglich in Popcorn verwandelt.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Die Lobbericher ließen sich von „Xanthippe“ nicht die Narrenkappen vom Kopfe wehen, sondern hielten schunkelnd dagegen. Auch am Straßenrand wollten trotz Wind und Regen fröhlich gestimmte Zuschauer aus Nah und Fern das bunte Spektakel zum 50-jährigen Bestehen der Stadt Nettetal sehen. Gegen das Nass von oben schützten durchsichtige „Verhüterli“ die Narren und ihr Volk. Alle wollten schließlich Prinzessin Silvia I. auf ihrem Wagen mit den Treppenstufen und einem übergroßen rosa High Heel zujubeln und auch einen Kuchenriegel erhaschen: „Kein Zauber ist so schön, wie mit euch durch Nettetal zu zieh‘n.“

Was haben die sonst oftmals sonneverwöhnten Lobbericher falsch gemacht? Hat Hajo Siemes, dessen Wählergemeinchaft drei Wind-Buchstaben im Namen führt, von Kaldenkirchen her mal wieder kräftig gepustet, um Lobberich zukunftsfähig zu machen? Wollte Christian K., der Ampelbürgermeisterkandidat, dem Amtsinhaber Christian W. mal zeigen, wie nachhaltig „frischer Wind“ wirken kann und ihn gleich hinwegfegen? Doch Christian W. stand sicher auf dem Promi-Wagen im Windschatten des Krankenhauses. Auch auf Lobberichs „Alder Markt“ ließ ein Mann sich nicht erschüttern: der Wenkbüll.

Er ließ sich weder vom ohrenbetäubenden Rock-Pop-Metal-Rap aus unzähligen Lautsprechern noch von Luftschlangen an seiner Nase aus der Ruhe bringen, sondern freute sich still über Groß-Nettetal. Denn die Jecken auf, vor und hinter den Wagen kamen auch aus Wankum, Grefrath, Süchteln, Boisheim, Brüggen, Schwalmtal und Bracht. Wer hätte vor 50 Jahren gedacht, dass nun alle nach Nettetal wollen? Sogar Feuerwehrfrauen waren völlig entflammt in gold-rot-schwarz.

Überhaupt scheint Nettetal rettende Insel für Getier aus aller Welt zu sein. Da tummelten sich Glücksbärchen, gestiefelte Kater, Froschkönige, Nette-Krokodile, jecke Pandas, Paradiesvögel, ein Krümelmonster und wieder der König der Löwen, Spaßvögel, Füchse und Gänse, eine „wilde Herde“ und „Helau ruft der Pfau“. Dass in Nettetal Menschen aus 96 Nationen wohnen, spiegelte der Zug ansatzweise wieder: Cowboys, Indianer, die Familie Feuerstein („Flintstones“), Piraten, Mexikaner, Jim Knopf und Popcorn-Damen.

Neben Kamelle flogen
auch Zwiebeln und Porree

Hoch auf ihren Wagen verteilten die Karnevalspräsidenten und Elferräte süße Sachen an das närrische Volk, aber auch Zwiebeln, Porree, Kulturtäschchen, Notizblöcke, Feig- und Kümmerlinge, Tulpensträußchen und Apfelsinen. Die Zuschauerreihen waren etwas dünner als in früheren Jahren, das Wetter war ja auch nicht ideal. „Man muss schon jeck sein“, meinte eine ältere Dame auf dem Weg zum Zug.

„Wir lagen mit unserer Entscheidung richtig, den Zug ziehen zu lassen“, sagte Bürgermeister Christian Wagner (CDU), nachdem der letzte Wagen am Krankenhaus-„Knochen“ die Kurve gekriegt hatte. In der Tat: Zwischen den Häusern wurde „Xanthippe“ zum linden Lüftchen. Trotz mancher Regentropfen war nach seiner Einschätzung „die Stimmung toll“. Und für alle Fälle ließ die Feuerwehr ihren Wagen „Wasserrettung“ hinterherfahren.