Viersen: Beifall für die alten Schätzchen
Zum 20. Mal starteten historische Fahrzeuge zu ihrer Rallye rund um Viersen.
Viersen. "Das ist nichts für große Leute", lacht Heinz Schüller, der sich gerade vorsichtig aus der knallroten Isetta 250 herausschält, in die er sich einmal fürs Probesitzen hineinzwängen durfte. "Ja, mit der Bein- und Bauchfreiheit, das ist so eine Sache", stimmt ihm Michael Stegers lächelnd zu, der die nach vorne aufgehende Tür aufhält.
"Unsere Isi ist halt eine Knutschkugel, aber es ist ein Erlebnis, mit ihr zu fahren. Das macht alles wett, dass es etwas eng ist", strahlt Angelika Stegers, und fährt liebevoll mit der Hand über das Dach des 47 Jahre alten Autos.
Ein bordeuxfarbener Mercedes 220 nähert sich langsam rückwärts der Isetta. "Noch ein Stückchen und Stopp", Michael Stegers spielt den Einweiser. Und nicht nur er. Überall auf dem Viersener Remigiusplatz rangieren Fahrer ihre Oldtimer.
Dicht an dicht stehen die alten Schätzchen während sich an der Zufahrt des Platzes eine Schlange von Oldtimern gebildet hat. "119 Fahrer haben sich angemeldet, ich denke wir werden heute trotz des trüben Wetters kaum Ausfälle haben. Oldtimerfahrer sind hart im nehmen", schmunzelt Hans-Willi Pertenbreiter von der Volksbank Viersen, Hauptsponsor der Viersener Oldtimer-Rallye.
Am Samstag war es wieder einmal soweit. Die 20. Viersener Oldtimer-Rallye ging an den Start. Startplatz war dabei der Remigiusplatz, auf dem die zahlreichen Besucher die Möglichkeit erhielten, sich die unterschiedlichsten Oldtimer einmal in aller Ruhe anzusehen, bevor die sich auf die große Rallye-Tour begaben. Und zu sehen gab es reichlich.
Ob Packard 326, Baujahr 1915, VW-Käfer, Austin, Opel Rekord, MG, Triumph, BMW oder Mercedes, was auf vier und zwei Rädern den Remigiusplatz bevölkerte, ließ die Augen der Besucher sehnsuchtsvoll aufleuchten.
Aber Oldtimer können auch unberechenbar sein, und das kurz vor dem Start. Um den DKW F 8 aus dem Jahr 1954 hat sich eine kleine Menschentraube gebildet. Fahrer Bernd Heinrichs hat die Motorhaube geöffnet und prüft, beobachtet von vielen neugierigen Blicken, die Kontakte der Regler.
"Die Batterie wird nicht mehr geladen. Es liegt am Regler, aber was es genau ist?" Heinrichs zuckt die Schultern. Mitfahren will er aber auf jeden Fall. "Wenn die Batterie leer ist, ist dann eben Ende", sieht er die Sache locker.
"Kann es sein, dass es da ganz dunkel wird", meint Jutta Klaßes und deutet in den Himmel. Drohende Wolkenbänke ziehen heran. "Wie gut, dass wir zu sind", scherzt Ralf Klaßes, der gerade das Schild der Rallye am hinteren Kennzeichen des roten Opel GT, Baujahr 1973 anbringt.
Um ihn herum geht hektische Betriebsamkeit los. Überall werden in Windeseile Verdecke geschlossen. "Hätte ich den Koffer doch vorher abgemacht. Wenn es regnet quillt er immer so auf", stöhnt Stegers.
Der Grund zur Sorge ist ein Holzkoffer, der auf dem Gepäckträger der Isetta klemmt. Doch im Inneren des Schätzchens ist bei aller Liebe kein Platz für den Koffer. Er muss nass werden. Im Nieselregen geht es schließlich los. Unter Regenschirmen wird gewunken, als Oldtimer für Oldtimer den Platz verlässt und die Rallye beginnt.