Viersen: Den richtigen Zeitpunkt frei wählen

Kinderwunsch: Junge Mädchen treffen junge Mütter. Sie lernen aus deren Erfahrungen.

Viersen. Mit einem Baby wird alles anders. Das erfahren alle Mütter und Väter, wenn es so weit ist. Weshalb es vernünftig ist, den Nachwuchs zu planen. Das gelingt nicht immer. Wenn Leichtsinn oder falsche Romantik den Zeitpunkt der ersten Schwangerschaft bestimmen, kann das zu Konflikten führen.

Um Konflikten vorzubeugen, wurde das Projekt "Young und Mum" gegründet. Sechs junge Frauen, die zwischen 15 und 19 ein Kind bekommen haben, stellen sich den Fragen ihrer Altersgenossinnen und rücken falsche Vorstellungen gerade.

Karen Langheinrich von der Viersener Schwangerenberatungsstelle Donum Vitae, Beate Guse von der Aidshilfe und Nicole Henneböhl vom Jugendamt der Stadt sind ohnehin in Sachen Sexualpädagogik unterwegs, besuchen Schulen oder arbeiten als Streetworkerin mit jungen Frauen.

Da lag die Zusammenarbeit bei "Young and Mum" nahe. "Wenn ich in Schulklassen merke, dass es Mädchen gibt, die die Mutterrolle als Alternative für ihre Zukunfsplanung betrachten, rege ich den Besuch der Teenager-Mütter an", sagt Karen Langheinrich.

Die leisten Peer-Education: Erziehung durch Gleichgesinnte, Gleichaltrige, Gleichbetroffene. "Da prallen Welten aufeinander", berichtet Langheinrich, "Phantasie trifft Realität". Den Gleichaltrigen glauben die Schülerinnen, was man von Erwachsenen als übertrieben abtun würde.

Beispielsweise die Frage, was mit dem Freundeskreis passiert, wenn ein Baby da ist. Die meisten gehen davon aus, dass alles so bleibt, wie es ist, und ihre Freundinnen ihnen helfen. Doch die junge Mutter sagt: "Meine beste Freundin in den letzten drei Jahren war mein Fernseher."

"Ich bekomme mit Kind keine Ausbildungsstelle. Ich habe statt dessen drei Jobs", ist eine andere Aussage. Sie räumt mit der Illusion auf, dass man als Mutter genau so gut Karriere machen kann wie ohne Kind. Manchmal müssen Fotos von den Babys gezeigt werden. "Oh, wie süß!" heißt es dann meist. "Ja, aber wenn ich Schule und Ausbildung vorher fertig gemacht hätte, hätte ich immer noch ein süßes Baby bekommen können", lautet die Antwort der jungen Mutter.

"Das zieht", ist Karen Langheinrichs Erfahrung. Bei einer Aktion nahm man Kontakt mit den Eltern von Mädchen aus einem Kursus auf. "Die haben uns dann erzählt, dass ihre Töchter sehr bewegt gewesen seien, und es in der Familie zu Gesprächen kam, die so vorher nicht möglich gewesen wären", berichtet Langheinrich. "Es geht nicht ums Verhindern einer Schwangerschaft", sagt sie: "Es geht darum, ein Bewusstsein für den richtigen Zeitpunkt zu schaffen."

Die jungen Mütter wurden auf ihre Aufgabe vorbereitet: Sie setzten sich in Selbsterfahrungskursen mit ihren eigenen Motiven auseinander, wurden ausführlich in der Wirkungsweise der vielfältigen Verhütungsmittel und der Geschlechtskrankheiten geschult, bekamen ein Kommunikationstraining, und wurden in Methoden und Techniken der Gruppenarbeit unterrichtet.

Nun sind sie aus dem Projekt allmählich herausgewachsen. "Sie fangen ihre Ausbildung an, den die Kinder sind zwei Jahre alt", so Langheinrich. Nun wird sie andere junge Mütter suchen, sie schulen und auf ihre Altersgenossen hetzen.