Viersen: Die Klinik der kurzen Wege

Das Allgemeine Krankenhaus erhält einen Neubau für 30 bis 35 Millionen Euro. Das Krankenhaus Dülken wird geschlossen.

Viersen. Das Allgemeine Krankenhaus (AKH) am Hoserkirchweg wird zum zentralen Krankenhaus für Viersen ausgebaut, das Cornelius-Krankenhaus in Dülken wird aufgegeben. Diese Pläne hat Fritz Meies, Vorsitzender des AKH-Verwaltungsrates, vorgestellt.

Für 30 bis 35 Millionen Euro soll ein Neubau entstehen, "mit dem wir die Qualität schaffen, die Bürger Viersens und des Kreises zu versorgen, ohne auf die Kliniken in Mönchengladbach oder Krefeld angewiesen zu sein", sagte Meies.

FritzMeies, Vorsitzender des AKH-Verwaltungsrates

Für März/April 2010 ist der erste Spatenstich geplant, die Bauzeit soll etwa zweieinhalb Jahre umfassen. Das neue Haus soll rund 380 Patienten Platz bieten. Derzeit verfügen AKH und die Cornelius-Klinik über 340 Betten.

Meies sprach von einem "historischen Tag". Fünf Entwürfe hätten zur Auswahl gestanden; man habe sich nach langer Diskussion für das Modell des Architekturbüros Plischke Lühring in Aachen entschieden; der Entwurf überzeuge durch sein Konzept "Krankenhaus der kurzen Wege". Plischke Lühring haben bereits den Neubau der Psychiatrie in Süchteln geplant.

Seit fünf Jahren verfolge man den Gedanken eines Neubaus, sagte Meies. Man habe die Entwicklungen in Mönchengladbach mit dem Neubau des Maria Hilfs (Franziskushaus) unmittelbar an der Stadtgrenze und in Krefeld mit der Übernahme der städtischen Kliniken durch Helios beobachtet. "Die privaten Krankenhausträger sind auf dem Vormarsch; deshalb mussten wir etwas tun", sagt Meies.

Kooperationen mit Süchteln und Nettetal wolle man fortführen, mit der Orthopädie Süchteln einleiten. Schwierig sei es mit dem Ostkreis; Willich habe sich nach Neuss und Neuwerk orientiert, in Kempen hoffe man, künftig auf neue Verhandlungspartner zu treffen.

Zunächst habe man eine Partnerschaft mit einem Privatinvestor angestrebt; als der jedoch städtische Bürgschaften verlangte, sei man von diesem Finanzierungsmodell abgerückt. Jetzt knabbert man Rücklagen an, nutzt die neue Baupauschale des Landes in Höhe von 600 000 Euro jährlich für die Finanzierung sowie die Ersparnisse aus der Aufgabe des Corneliuskrankenhauses. "Ein Gutachter hat errechnet, dass wir durch den zweiten Standort jährlich rund zwei Millionen Euro zuviel ausgeben", so Meies.

Künftig soll es kein Zimmer mehr ohne Naßzelle geben, sagt Geschäftsführer Gerold Eckardt. Zwei- und Dreibettzimmer soll es geben, die einzelnen Stationen sollen über je 40 Betten verfügen. Künftig werde es nur noch eine zentrale Aufnahme, statt zwei nur noch eine große Intensivstation geben.

Alle Operationssäle sollen auf einer Ebene liegen, der Eingangsbereich wird neugestaltet, erhält ein Café. Es soll ein Zwei-Wege-System geben, so dass sich Besucher und bettlägerige Patienten auf Fluren und in Aufzügen nicht mehr begegnen. "Das hat uns im Architektenentwurf besonders überzeugt", sagt Eckardt.

Die Grundfläche des AKH verdoppelt sich auf rund 25 000 Quadratmeter, 100 neue Parkplätze sollen am Hüsgesweg entstehen. Etwa 20 der heute 900 Mitarbeiterstellen sollen eingespart werden.

Der laufende Krankenhausbetrieb werde durch den Neubau nicht entscheidend beeinträchtigt, sagte der Ärztliche Direktor Falk-Rüdiger Althoff. Erst in der letzten Phase der Bauzeit werde der Neubau an den Altbau angebunden.

Was mit dem Krankenhaus in Dülken geschieht, ist noch unklar. Es gebe aber bereits Interessenten, erklärten Meies und Eckardt. Vorstellbar seien Seniorenwohnungen. Auswirkungen auf das Irmgardis-Krankenhaus in Süchteln gebe es direkt nicht; es sei jedoch vorstellbar, dass eine Geriatrie angesiedelt werde.