Viersen: Eine Nacht bei Oma im Altenheim
Zur Erstkommunion hatte die achtjährige Marie aus Viersen eine ganz besondere Idee.
Viersen. Ganz oben auf Marie Saveurs Liste standen weder eine süße Puppe, noch ein rasantes Fahrrad, noch ein schickes Kleid: "Mein allergrößter Wunsch zur Erstkommunion ist, einmal bei Oma zu schlafen." Damit überraschte die Achtjährige aus Viersen ihre Eltern.
Das Außergewöhnliche daran: Ihre Großmutter Christine Saveur lebt seit einem Jahr zusammen mit rund 140 anderen älteren Menschen in Haus Greefsgarten, einem Seniorenzentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Viersen. Marie ist oft zu Besuch, spielt, liest und erzählt mit der 87-Jährigen, die auch schon mal bei den Hausaufgaben hilft. Im ganzen Haus ist der Blondschopf mittlerweile bekannt und beliebt.
Dennoch kam die Bitte des Kindes nicht nur für die Familie Saveur, sondern auch für Andrea Wilms von der Hausleitung überraschend: "So eine tolle Idee habe ich noch noch nie erlebt - und ich bin schon seit 15 Jahren in diesem Beruf."
Ähnliches ist aus anderen Einrichtungen in der Region zu hören. So sagt etwa Iris Hanka, Leiterin des städtischen Altenheims in Mönchengladbach-Eicken: "Wir hatten zwar schon Angehörige, die weit entfernt leben und dann hier übernachten konnten. Aber als Kinderwunsch ist mir das neu." Doch grundsätzlich spreche nichts dagegen: Menschen wie Christine Saveur lebten zwar in einer Einrichtung, aber jeweils in der eigenen Wohnung mit entsprechender Privatsphäre.
So sah es auch das Haus Greefsgarten und erfüllte den Wunsch des Mädchens: Ein Gästebett wurde aufgestellt, sodass aus dem Einzel- ein Doppelzimmer wurde, und Marie reiste "mit Sack und Pack" an. Bis spät in die Nacht plauderten Oma und Enkelin miteinander. Abendessen und Frühstück waren kein Problem, im Restaurant der Einrichtung wurde einfach noch ein Stuhl an den Tisch gestellt.
Das gemeinsame Fazit der Acht- und der 87-Jährigen: "Das müssen wir unbedingt noch mal machen."