Viersen: Zirkus Monti kämpft ums Dasein
Weil die Zuschauer ausblieben, geriet ein kleiner Zirkus in arge Not.
Viersen. Glamour, Glitter, edle Tiere, Star-Artisten, Magier, Orchester, volle Ränge. Zirkus der Spitzenklasse. Gerd und Cornelia Bausch kennen das - vom Hörensagen. Das Ehepaar leitet den Familienzirkus Monti. Und der kämpft ums Überleben. Jeden Tag.
Ihre Zeltstadt steht im Schatten von St.Marien, auf einem Kirchengrundstück im Hamm. Es ist lausig kalt im Wohnwagen. Der Weg dorthin ist matschig. Am Wochenende gab es drei Vorstellungen. Nur am Sonntag war guter Besuch. "Wenn es jedesmal wenigstens 100 wären, ginge es schon", sagt Cornelia Bausch.
Doch erstens war das Wetter nicht gut, zweitens ist im Hamm das mögliche Zirkuspublikum nicht gar so zahlreich. So ist die einzige sichere Einnahme das Kindergeld. Die Familie lebt von der Hand in den Mund. Selbst die Grundversorgung für Bauschs pflegebedürftige Mutter ist nicht immer gesichert. Der nächste Spielort ist noch nicht sicher.
Pech hat sie gehabt. Dennoch ist die Familie stolz, den Zirkus in sechster Generation weiterzuführen. Ein paar Tränen fließen. Der Vater starb vor einigen Jahren. Er war die Seele des Unternehmens. Dann starb auch noch Cornelias Schwester, zu den fünf eigenen Kindern (sechs bis 22) kamen die drei der Schwester dazu, außerdem ein Enkelkind (2). Die 18-jährige Tochter wurde von einem Auto angefahren und leidet körperlich und seelisch an den Folgen.
Versorgt werden wollen zwei Kamele, zwei Lamas, acht Pferde und ein Esel. Aus rund 20 Wagen verschiedener Typen (Wohnwagen, Zugmaschine, Tierwagen, Autos) besteht der Zirkustross. Die Fahrzeuge sind in die Jahre gekommen. Geld für Reparaturen fehlt. "Es ist schon schwierig, die Krankenkassenbeiträge aufzubringen", meint Cornelia Bausch. Die Kosten steigen, die Konkurrenz wird härter.
In Viersen musste der Zirkus keine Aufhanggebühr für die Plakate zahlen. "Das entlastet etwas. In Krefeld waren dafür 240 Euro fällig." Zelt- und Tierversicherung sind überlebenswichtig und müssen pünktlich gezahlt werden. "Wäre nicht die komplette Familie eingebunden, es ginge gar nicht", meint das Ehepaar Bausch.
Die Söhne versuchen den Ofen mit Pappe zu heizen. "Wir haben nie daran gedacht, den Zirkus aufzugeben", wirft Cornelia Bausch ein. "Das ist Tradition, Freunde, Beruf, Arbeit, aber auch Hobby."
Froh ist die Familie, wenn sie mal, wie in Viersen, auf einem Privatgrundstück aufbauen darf. Dann muss man nicht nach drei Vorstellungen wieder abbauen, kann noch ein Wochenende dran hängen. Das geplante Gastspiel in Venn musste nämlich verschoben werden.
Gespielt wird meist an drei Tagen (Freitag bis Sonntag, jeweils um 16 Uhr). Eine Vorstellung dauert zwei Stunden. Geboten werden Vorführungen mit den Tieren. Ferner Clownerie, Akrobatik, Balanceakte, Feuerschlucker. Die Jugendlichen Balduin und Gertrude balancieren auf dem Hochseil. Angel (6) zeigt ihre Kunst am Standtrapez und tritt als Bauchtänzerin auf. Sie zeigt wie jedes Familienmitglied mehrere Nummern.