Schulen in Viersen In Dülken bringen Eltern Schüler zu Fuß zur Schule
Viersen. · Zwei Schulen in Viersen-Dülken setzen jetzt auf das Projekt Walking Bus.
Vor der Gemeinschaftsgrundschule Dülken ist an diesem Montagmorgen wenig Durchkommen: Eine Mutter parkt mit ihrem großen Auto auf der Straße, lässt ihr Kind aussteigen, wartet. Und wartet. Hinter ihr bildet sich eine Schlange. Die Müllabfuhr kommt kaum durch, ein Bus muss warten. Hans Jansen, Geschäftsführer der Verkehrswacht Viersen, spricht die Mutter an. Ob sie nicht gleich bis auf den Schulhof fahren wolle, möchte er wissen. Ihre Reaktion: „Halt die Klappe!“ Ließe sich diese Mutter bewegen, aktiv gegen das Verkehrschaos an der Grundschule vorzugehen? Fraglich. Andere Eltern sind bereit. Sie engagieren sich im Projekt „Walking Bus“, das an Gemeinschaftsgrundschule und Paul-Weyers-Schule in Dülken startet. Auch Polizei und Verkehrswacht sind beteiligt.
Vorreiter ist die Grundschule an der Zweitorstraße in Viersen. „Da gibt es den Walking Bus schon seit Jahren“, sagt Jansen. Im Oktober 2007 starteten zum ersten Mal Eltern morgens zu Fuß mit Schülern, die sie an eigens eingerichteten Bushaltestellen einsammelten, Richtung Schule. Seit Montag hat auch die Gemeinschaftsgrundschule Dülken einen Walking Bus. Die Paul-Weyers-Schule zieht am 10. Februar nach.
Neun Elternteile hätten sich bisher bereit erklärt, morgens den Walking Bus zu begleiten, sagt die Konrektorin der Paul-Weyers-Schule, Hiltrud Flöth. 20 Kinder seien bisher angemeldet – „ich denke, das wird noch mehr“. Ziel ist, dass die Kinder zu Hause erzählen: „Meine Freunde gehen beim Walking Bus mit, ich möchte das auch.“ Hiltrud Bock, Leitern der Gemeinschaftsgrundschule Dülken, hofft ebenfalls auf den Schneeballeffekt. Zwölf Schüler hätten den Walking-Bus bei der Premiere genutzt, erzählt sie. Bisher hätten sich zwölf Elternteile als Begleiter gemeldet. „Wir freuen uns sehr, dass sich die Eltern engagieren“, sagt Bock und erklärt: „Wir möchten, dass die Kinder in Bewegung kommen. Dass sie zu Fuß zur Schule gehen, fördert Selbstständigkeit, Konzentrationsfähigkeit und Kommunikation.“ Die Kinder erlangten zudem mehr Sicherheit im Straßenverkehr.
Motive für Walking-Bus-Schilder haben Schüler selbst gestaltet
„Natürlich hoffen wir auch, dass auf Dauer der Bring- und Holverkehr reduziert wird“, sagt sie. Das Projekt solle dazu beitragen, das Verkehrschaos vor der Schule einzudämmen, sagt auch Floeth von der Paul-Weyers-Schule.
Die Walking-Bus-Haltestellen für die Paul-Weyers-Schule sind an der Kirche Herz-Jesu, am Eligiusplatz, am Wilhelm-Cornelißen-Platz und am Parkplatz des Norma-Supermarktes an der Venloer Straße. Die Haltestellen für die Schüler der Gemeinschaftsgrundschule sind am Norma-Parkplatz, am Parkplatz des Rathauses am Amerner Weg und an dem Parkplatz des Netto-Supermarktes an der Rheindahlener Straße. Die Schule plant aber noch zwei weitere Routen.
An den Sammelpunkten stehen Walking-Bus-Schilder, die Motive haben Schüler selbst gestaltet. Die weiteste Strecke sei etwa 1,3 Kilometer lang, die kürzeste rund 400 Meter, erklärt Jansen. In einer Schulung mit einem Verkehrssicherheitsberater der Polizei wurden die beteiligten Eltern auf ihren Einsatz als Verkehrshelfer vorbereitet, die Verkehrswacht stellte den Schulen jeweils zwölf Warnwesten für die Eltern zur Verfügung.
Jansen erklärt: „Das Bring- und Hol-Problem an den Schulen gibt es schon lange, aber es wird immer schlimmer.“ Und: „Kinder, die vernünftigerweise zu Fuß zur Schule kommen, werden durch das Verhalten der Eltern gefährdet.“ Seit 28 Jahren sei er Geschäftsführer der Verkehrswacht, „wir sind froh, dass wir jetzt langsam in den Schulen auf offene Ohren stoßen“.