Wasser aus den Tiefen des Waldes

Wasser ist unser wichtigstes Gut. Aber was passiert eigentlich, damit es sauber bei uns aus dem Hahn kommt?

Niederrhein. Ein Wildschwein lugt durch den Zaun. Rast plötzlich durch den dichten Wald davon, als Autos durchs offene Tor aufs Gelände fahren: Die Wasserwerker kommen. Im Wasserwerk mitten im Nettetaler Grenzwald stehen Kontrollen der Brunnen- und Filteranlagen sowie Analysen von Wasserproben an.

„Wasserknappheit ist kein Thema“, stellt Klaus Steves gleich klar. Der Wassermeister kontrolliert die Reinwasserbehälter. Nein, kein Druckfehler, mit Rheinwasser hat das nichts zu tun: „Reinwasser ist das Wasser nach dem Filtern, dass wir eigentlich trinken können“, sagt Steves. Die Kontrolltafeln zeigen: Alles im grünen Bereich.

Die Filteranlagen sehen aus wie riesige Zylinder, die tief in die Erde reichen. Von dort wird „das Rohwasser gezogen“, wie die Wasserwerker sagen. Derzeit aus sieben Brunnen, neue sollen dazukommen, die aus 100 Metern Tiefe Wasser ziehen: „Wir wollen auf Nummer sicher gehen, falls es mal eine Störung gibt“, führt Wasserwerker Jürgen Steuk aus.

In drei verschieden tiefen Erdschichten liegen laut Steves die niederrheinischen Wasservorräte, manche schon knapp unter drei Meter tief, andere bei 30 Metern, etliche um die 100 Meter tief. Dabei gilt für alle Schichten: „Unser Trinkwasser ist einfach gut“, so Steuk.

Auch Nitrat bereite trotz der Landwirtschaft im Wasserwerk im Grenzwald keine Probleme: „Wir liegen bei nicht mal zehn Prozent der Grenzwerte, und dann kommen ja noch die Filter.“ Andernfalls stünde gleich das Gesundheitsamt auf der Matte.

Doch die Wasserwerke am Niederrhein sorgen vor. So nimmt Chemo-Technikerin Rita Heußen-Günter vom Wasserwerk Willich Proben aus dem angezapften Rohwasserbrunnen 7 des Nettetaler Wasserwerks: „Die kommen ins Labor, aber meine ersten Messungen zeigen: alles okay.“

Die Filter arbeiten zum einen mit bewährten Filtrierschichten aus Kies, in einer weiteren Stufe wird Sauerstoff oder neuerdings Reinwasser zur Enteisung zu- und wieder abgeleitet.

Gespeist wird das Grundwasser hauptsächlich durch Regen. „Dabei fällt der Regen natürlich nicht immer genau dahin, wo wir Wasser entnehmen“, erläutert Steves.

Schon deshalb arbeiten Wasserwerke im Verbund, um flächendeckende Versorgung mit Trinkwasser zu gewährleisten. Zwar reichten die Wasservorräte noch für viele Generationen, doch sorgsamer Umgang sei selbstverständlich: Man könne ja nicht mehr aus dem Boden, als da sei.

Nach den Kontrollen düsen die Wasserwerker wieder ab, das große Tor wird verschlossen. Und der Grenzwald gehört wieder den Wildschweinen.