Schullandschaft Tönisvorst Die Freiheiten der neuen Oberstufe

St. Tönis · Gesamtschule wirbt mit individuellen Lernzeiten und internationalen Projekten. 

Sie stellten das Konzept für die neue Oberstufe der Rupert-Neudeck-Gesamtschule Tönisvorst vor (v.l.): Beratungslehrer Torsten Strüve, Beratungslehrerin Nuriye Webers, Schulpflegschaftsvorsitzende Angela Krumpen, Schulleiter Andreas Kaiser und Birgit Sokol, Abteilungsleiterin Oberstufe.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Mit Aufbruchstimmung kennt sich die Rupert-Neudeck-Gesamtschule aus. Mit Anmeldequoten, die sie erzielen muss, um auch nach außen hin Erfolg dokumentieren zu können, ebenfalls. Die nächste Bewährungsprobe für Schulleiter Andreas Kaiser und sein Team steht 2019 bevor: Nach den Sommerferien steigt die RNG in ihre eigene Oberstufe ein, wird neben dem Michael-Ende-Gymnasium zum weiteren Abitur-Anbieter in der Stadt.

„70 Schüler zum Start – das wäre eine super Zahl“, sagt Kaiser.   Verwegen ist die Sieben vorne nicht. Birgit Sokol, Abteilungsleiterin Oberstufe in seinem Kollegium, sieht „weit mehr als die Hälfte der zurzeit 126 Schüler in der Jahrgangsstufe 10“ dazu in der Lage, den  schulischen Weg bis zur Allgemeinen Hochschulreife an der RGN fortzusetzen.

„Menschlich, mutig, miteinander“ ist das neue Leitmotiv

Selbstbewusst ist die Schule mit einer Auftaktpressekonferenz für die dreijährige „RGN-OS“  in die Eigenwerbung eingestiegen. Das Konzept steht und sei „nahezu einstimmig“getragen von allen Mitwirkungsgremien der Schule, betonen Kaiser und Angela Krumen als Elternvertreterin an der Spitze der Schulpflegschaft.

Kaiser will, wie er sagt,  „aus der Defensive kommen. Wir haben keine Oberstufe wie jede andere Schule“.  „Menschlich, mutig, miteinander“ – das ist das Leitmotiv in Anlehnung an den Namenspaten Rupert Neudeck.

Die Oberstufenschüler werden es mit Freiheiten zu tun bekommen, die sie – engmaschig begleitet von Beratungs- und Fachlehrern – zum Lernerfolg führen sollen. 50 Prozent des Unterrichts findet – wie von anderen Schulen bekannt  – in Kursen statt. 15 bis 17 Stunden in der Woche füllen die Schüler mit individuellen Lernzeiten, die durch Einträge in ein Logbuch dokumentiert werden.

Die Oberstufenschüler erarbeiten Themen und Arbeitsaufträge selbstständig, können auch auf die Unterstützung  anderer Lehrer als  auf die eigenen Kurskräfte zurückgreifen.  Das Prinzip Selbstorganisation ist angelehnt an die Leitlinien des Gymnasiums Alsdorf und der  so genannten 4. Aachener Gesamtschule, mit der das Tönisvorster RNG-Kollegium bereits einen intensiven Austausch pflegt.

Hohe Wertschätzung erhalten soziale und interkulturelle Austausche. Alle Schüler der Oberstufe wählen für den 12. Jahrgang einen Projektkurs, der diese Inhalte fördert: Lokale Partner sind die Lebenshilfe Viersen („Unterwegs mit Handicap“), das Alexianer Seniorenhaus („Kurs Abenteuer Pflege/Alter“) und das Vorster Medikamenten-Hilfswerk action medeor.

Medeor ist außerdem die Brücke zu geplanten internationalen Einsätzen von Schülern, die sich in ihren Kursen auf ein Baucamp oder auf eine Schulbegegnung in Ghana vorbereiten. Die gewählten Kurse werden mit einer Projektarbeit und Praktika vor Ort beendet. Das Engagement kann, wie bei einem anderen Fach, bis zu 15 Punkte fürs Abitur bringen.

„Wir haben Lehrer für alle Fächer“, sagt Kaiser. Von den zurzeit 60 Kollegen habe ein Drittel Oberstufen-Lehrerlaubnis. Das positve Echo von Eltern auf das vorgestellte Oberstufenkonzept ermutigt Kaiser und Team. „Wir haben die Abwärtsspirale Sekundarschule in eine Aufwärtsspirale Gesamtschule gedreht.“

Mit diesem Verständnis will man am 1. Dezember nicht nur die Schulneulinge überzeugen, die sich am Tag der offenen Tür für die nächste Jahrgangsstufe 5 interessieren. Gewinnen will man mit den individuellen Lernzeiten auch Bewerber für die Oberstufe – gerne auch über die Stadt hinaus.

Die  Tönisvorster schauen mutig miteinander auch nach Grefrath, Süchteln und Krefeld.  Wohlwissend: Gute Anmeldezahlen erhöhen Freiheiten.