60 Jahre Johannesschule
Eine Schule und ihre Historie: Fotos und Texte erinnern an den Bau des Lehrgebäudes.
Anrath. Der Bau der Johannesschule vor 60 Jahren war eine „schwierige Geburt“: Unter dem Baugrund verliefen 15 Wasseradern, die Grundwasserproblematik trieb die Bauunternehmung in den Ruin. Lehrer Helmut Frantzen hatte jetzt zum Schuljubiläum Bilder und Texte zusammengetragen, die von den Anfängen der Johannesschule erzählen.
Der damalige Bürgermeister Willi Krebs bediente sich der Amtssprache seiner Zeitepoche, als er zur Einweihungsfeier bat: „Die Gemeinde Anrath beehrt sich, Sie zur Einweihungsfeier ergebenst einzuladen.“ Bis es so weit war, hatten jedoch etliche Probleme gelöst werden müssen.
An Schulgebäuden standen bis dahin nur die achtklassige Alleeschule und die vierklassige „Mädchenschule“ an der Neersener Straße gegenüber dem alten Krankenhaus zur Verfügung, so dass der Unterricht auf den Vor- und den Nachmittag aufgeteilt werden musste.
1050 Heimatvertriebene lebten 1951 in Anrath — der Hauptgrund dafür, dass die beiden vorhandenen Schulen aus allen Nähten platzten. Das Grundstück, auf dem die Jubiläumsschule errichtet wurde, gehörte der Kirche. Bis die Baufahrzeuge anrollten, wurde dort Gemüse angepflanzt. Die Fotos zeigen den völlig frei stehenden Rohbau „Am Hissen-Bendchen“. Dazu Helmut Frantzen: „Zunächst wurde nur eine Baustraße angelegt, daraus entwickelte sich dann die Johannesstraße und die jetzt vorhandene Bebauung.“
Die Landeszuschüsse in Höhe von 265 000 Mark flossen nicht immer zuverlässig, die Baukosten für das Gebäude mit den acht Klassen waren mit 415 000 Mark veranschlagt worden. Auf den Fotos ist auch Ernst May zu sehen, Beamter der Landesregierung. Ihm wird der Schulbau in Anrath so manches graue Haar beschert haben.
„Wochenlang musste das Grundwasser abgepumpt werden“, erzählte Helmut Frantzen. Die Firma Sepp Hartl aus Willich ging in Konkurs, die Firma Eich aus Vorst führte die Arbeiten fort. Zwischendurch wurde dann auch noch der Stahl knapp.
Für die Fertigstellung der Kellerdecke wurden Strafgefangene der JVA Anrath herangezogen. Kein Wunder, dass auf den Fotos zum Schluss nur zufriedene Gesichter zu sehen sind.
Frantzen weiß, warum die Lehrer so glücklich waren: „Die Einladung zum Imbiss war für sie etwas sehr Erfreuliches, Lehrer waren damals nämlich arme Schlucker.“ Nur wenige Jahre nach Kriegsende forderte Regierungsrätin Zinnicken bei der Einweihung von den Kindern „Ehrfurcht vor Gott, Achtung vor der Menschenwürde und die Bereitschaft, für den Nächsten und den Frieden zu stehen“.