Medikamentenhilfswerk Action Medeor Action medeor bildet 100 Hebammen aus

Vorst. · 2017 ist das Projekt mit einem lokalen Partner gestartet. In dem westafrikanischen Land liegt die Säuglingssterblichkeit bei 92 je 1000 Lebendgeburten.

Action Medeor baute in Sierra Leone eine Hebammenschule auf.

Foto: Action Medeor

(Red) Überall auf der Welt werden jeden Tag Kinder geboren – viele allerdings ohne medizinisches Fachpersonal, das im Notfall helfen kann. Jährlich sterben weltweit mehr als 287 000 Frauen an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt. Die Gesundheitsorganisation action medeor aus Vorst unterstützt in Sierra Leone eine Hebammenschule, um das zu ändern.

In dem westafrikanischen Land liegt die Säuglingssterblichkeit bei 92 je 1000 Lebendgeburten, und 1165 von 100 000 Müttern sterben bei der Geburt. Gründe dafür sind Hausgeburten und die Tatsache, dass den Gesundheitsstationen gut geschultes Personal fehlt. „In Sierra Leone gibt es nur sehr wenige Gynäkologen und auch bei den Geburtshelferinnen sieht es nicht besser aus: Für 1000 Geburten steht eine Hebamme zur Verfügung“, sagt Vanessa Hugo, „auch deshalb ist die Mütter- und Säuglingssterblichkeit Sierra Leones eine der höchsten weltweit.“

Die 36-Jährige ist Referentin für Sierra Leone und Jordanien bei action medeor, dem Medikamenten-Hilfswerk mit Sitz an der St. Töniser Straße. Vor sechs Jahren hat action medeor gemeinsam mit dem lokalen Partner Caritas in der Stadt Bo damit begonnen, eine Hebammenschule aufzubauen. 2017 konnte die Schule eröffnet werden.

Bo ist die zweitgrößte Stadt Sierra Leones und liegt zentral in der Südprovinz. „Aktuell hat der zweite Jahrgang der Hebammenschule seinen Abschluss gemacht“, berichtet Vanessa Hugo. 100 Gemeindeschwestern und Gemeindepfleger seien damit seit der Gründung der Schule zu Hebammen ausgebildet worden. „Mit ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten tragen sie zu einer besseren Gesundheitsversorgung für Mütter und Kinder in ganz Sierra Leone bei, vor allem aber in den ländlichen Gebieten der Süd- und Ostprovinz“, sagt die Projektreferentin. Damit werde die Situation von Schwangeren und Neugeborenen in den abgelegenen Regionen deutlich verbessert.

In Sierra Leone stirbt jedes zehnte Kind vor seinem 5. Geburtstag

Action medeor und die Caritas arbeiten mit der Regierung zusammen und unterstützen sie in dem Ziel, die Mütter- und Kindergesundheit in Sierra Leone zu verbessern, einem Land, in dem nur neun von zehn Kinder älter als fünf Jahre werden. „Schon nach der Ebola-Epidemie, die auch beim medizinischen Personal viele Opfer gefordert hat, hat die Regierung des Landes den Fokus auf die Ausbildung von qualifizierten Hebammen zur Stärkung des Gesundheitssystems gelegt“, sagt Vanessa Hugo. Die Regierung verfolge das Ziel, in jeder der vier Regionen des Landes eine Hebammenschule zu etablieren.

Zwei staatliche Hebammenschulen gebe es auch bereits seit geraumer Zeit in Freetown und Makeni. Dort würden jährlich insgesamt 100 Absolventen und Absolventinnen entlassen. „Diese beiden Institutionen verfügen aber nicht über die Kapazitäten, um den Minimalbedarf von 3000 Hebammen zu decken“, berichtet Vanessa Hugo.

Die Hebammenschule in Bo sei deshalb eine gute Ergänzung und sorge dafür, dass praktizierende Hebammen, die kurz vor dem Ruhestand seien, fähige Nachfolgerinnen bekämen.

(RP)