Ärger um Willicher Strom

Die Stadtwerke Willich bieten ihren Kunden einen „Sondervertrag“ an. Das heißt auch: Es wird teurer.

Willich. "Verärgert" - das würde die Sinneslage bei Sigurd Jopski nur unzureichend beschreiben, stinksauer wäre wohl der passendere Ausdruck. "Da war man über 40 Jahre Kunde und bekommt nun so was auf den Tisch", sagt der 84-Jährige. Grund für seine Wut ist ein "Sondervertrag" der Stadtwerke (STW), der ihm - und vielen anderen Willichern - ins Haus flatterte.

Darin erfährt der erstaunte Verbraucher, dass die Stadtwerke ihm seine Stromlieferung kündigen. Leider sei eine Erhöhung des Preises unvermeidlich, man bitte um Verständnis, dass ein Teil an den Kunden weitergegeben werden müsse. Deshalb kündige man den alten Vertrag und biete den nun vorliegenden Sondervertrag an. "Mit einem neuen einheitlichen Arbeits- und Grundpreis wird das Preissystem deutlich vereinfacht", heißt es in dem Schreiben.

Der Clou: Der Kunde braucht nichts zu machen. "Sollten wir innerhalb von sechs Wochen keine Rückmeldung von ihnen erhalten, gehen wir von der Fortsetzung des Energielieferverhältnisses auf der Grundlage des neuen Vertrags aus", verkünden die Stadtwerke. Gerne könne der Kunde aber auch den neuen Vertrag ausgefüllt zusenden.

"Das Schreiben und das Vertragsformular zeugen von einer kaum zu überbietenden Verbraucherfeindlichkeit", sagt Sigurd Jopski. "Welche Wahl hat man denn? Entweder zu unterschreiben oder den Anbieter zu wechseln." Man erfahre zudem nicht, wieviel teurer es künftig werde. Was Jopski zudem ärgert: In dem neuen Vertrag soll er unter anderem auch die Einzugsermächtigung erneuern. "Die haben die Stadtwerke doch. Ebenso wie mein Geburtsdatum."

"Dieses Vorgehen von Stadtwerken ist schon als Wettbewerbsverstoß eingestuft worden", sagt Jürgen Schröder, Jurist der Verbraucherzentrale, und verweist auf ein Urteil des Landgerichtes Leipzig vom vergangenen Juni. Auch in Krefeld sei ein ähnliches Verfahren der SWK scharf in der Kritik gewesen. "Es kann doch nicht sein, dass man einen Vertrag dadurch abschließt, indem man nichts tut", argumentiert der Jurist.

Wenn eine solche Kündigung ausschließlich zum Zweck der Preiserhöhung erfolge, sei sie sowieso ungültig. "Was ist mit den Laufzeiten?", fragt er. Und spricht eine Empfehlung aus: "Die Verbraucher sollten ernsthaft ins Kalkül ziehen, den Stromanbieter zu wechseln." Da sei eine Ersparnis von locker 150 Euro im Jahr drin.

"Wir haben das umgeändert, um ein einheitliches Preissystem anbieten zu können", wehrt sich Albert Schuffelen, Vertriebsleiter der Stadtwerke Willich. Der neue Vertrag habe eine Laufzeit von einem Jahr mit einem Monat Kündigungsfrist. Wegen des neuen Systems könne man die Preise nicht vergleichen. Man habe das durchaus ähnlich gestaltet wie die Stadtwerke in Krefeld oder die NVV in Mönchengladbach. "Wir lassen unseren Kunden ja auch sechs Wochen Zeit."

Die hat sich Sigurd Jopski nicht genommen. Er hat gekündigt und den Anbieter gewechselt. "So spare ich etwa 300 Euro", sagt der pensionierte Diplom-Ingenieur.