Tönisvorst Als Tönisvorst fast Seidenstadt wurde
Seit dem Wiedererscheinen nach dem Zweiten Weltkrieg hat die WZ Tradition im Hause der Familie Lambertz. So mancher Aprilscherz wurde dort geboren.
St.Tönis. Erst ging die Zeitung an den Vater, dann an die Mutter und letztendlich waren die Kinder an der Reihe. Von dieser Reihenfolge wurde an sechs Tagen die Woche keinen Zentimeter abgewichen. Wenn sich Peter Lambertz an seine Kindheit zurückerinnert, dann fällt ihm genau dieses Leseverhalten ein. Das Leseritual gibt es schon lange nicht mehr, aber die dazugehörige Zeitung hat sich nie geändert. Noch heute liest der St. Töniser die Westdeutsche Zeitung.
„Ich bin mit der WZ groß geworden. Meine Eltern hatten einen Gärtnereibetrieb und die Marktberichte waren für das Unternehmen von Bedeutung. Die wurden frühmorgens von meinem Vater in der Küche als erstes gelesen“, berichtet Peter Lambertz. Schon seine Eltern betrieben viel Öffentlichkeitsarbeit, was der Sohn bei der Übernahme der Gärtnerei ebenfalls fortsetzte. Dass er die WZ mit übernahm, war für den heutigen Fraktionsvorsitzenden der Unabhängigen Wählergemeinschaft Tönisvorst (UWT), selbstverständlich.
Seine Mutter hatte dabei durch all die Jahre eine besondere Vorliebe. Sie schnitt alle Zeitungsartikel aus, die mit dem Betrieb zu tun hatten. Im Laufe der Jahre kam so einiges zusammen. Einer der Artikel hängt, schön gerahmt, bei Doris und Peter Lambertz im Haus. „Wir haben früher zusammen mit den WZ-Mitarbeitern so manchen Aprilscherz in der Zeitung umgesetzt“, bemerkt der St. Töniser lachend. Denn bei besagten Artikel handelt es sich um einen sehr gelungen Aprilscherz, der bei seinem Erscheinen am 1. April 1980 sogar eine ganze Grundschulklasse in die Gärtnerei zog. „Wird Tönisvorst bald Seidenstadt?“ und „Erste Raupenzucht öffnet ihre Tore“ waren in den Überschriften zu lesen.
Damals machte der Verfasser des Artikels den Bürgern mit Hilfe der Familie Lambertz sehr glaubhaft weis, dass sie eine Maulbeerspinner-Zucht in der Stadt eröffnen würden. Im Artikel wurde sogar eine Besuchszeit angekündigt, in der interessierte Bürger vorbeischauen könnten. Ein Lehrer samt Grundschulklasse erschien und „der war damals ziemlich erbost, dass er auf einen Aprilscherz hereingefallen war“, erzählt Peter Lambertz, wobei er heute darüber noch schmunzeln muss.
Alle Abwerbeversuche, ihn und seine Familie für eine andere Zeitung zu interessieren, scheiterten. Auch wenn noch so nette Prämien lockten. Seine WZ-Treue, die er von seinen Eltern übernahm, hat er auch seinem Sohn vererbt. Der liest nämlich ebenfalls die WZ.
Ehefrau Doris, die aus Krefeld stammt, ist auch mit der Zeitung groß geworden. Für sie, die jeden Morgen um 5.30 Uhr aufsteht, gehören ein Kaffee und die Zeitung zum Morgenritual. „Wenn ich morgens die Zeitung nicht lesen könnte, dann würde irgendetwas fehlen. Und es muss auch eine gedruckte Variante sein, denn es gibt nichts Schöneres als Gedrucktes“, sagt Doris Lambertz. Wenn die Lambertz samstags gemeinsam frühstücken, geht es übrigens recht schweigsam zu, denn beide sind in die Zeitung vertieft.