Anna-Haus feiert Geburtstag: Reden und Ruhe gegen tiefe Depression
Das Anna-Haus feiert Geburtstag. Menschen in Lebenskrisen und mit psychischen Problemen finden dort Hilfe.
St. Tönis. Ilse Backhaus war schon immer der Auffassung, dass die Kombination aus Ruhe finden und sich aussprechen können für Menschen in schwierigen Situationen Hilfe bietet. Daher entstand schon vor 22 Jahren der Gedanke, einen solchen Ort anzubieten. Was zunächst Fiktion blieb, realisierte sich am 7. April 2002 und feiert nun das elfjährige Bestehen.
„Eine ungewöhnliche Zahl zum Feiern, aber wir sind auch ein ungewöhnliches Angebot“, sagt Backhaus lächelnd. Vor elf Jahren begeisterte die Frau mit der psychotherapeutischen Ausbildung und der Ausbildung zur Heilpraktikerin weitere Menschen. Gemeinsam gründete man die Initiative, die das Anna-Haus zum Leben erweckte. Wobei sich die Arbeit zunächst nur in Backhaus’ eigenem Zuhause sowie in den Wohnungen zweier Mitstreiterinnen abspielte.
Backhaus und ihre Helfer wollen für Menschen da sein, die in Lebenskrisen stecken, ausgepowert sind oder unter psychischen Erkrankungen leiden. „Wir möchten ihnen die Gelegenheit bieten, sich aussprechen zu können“, erklärt Backhaus. Für den Hilfesuchenden ist das Angebot kostenlos. Der Verein finanziert sich über Spenden.
„Uns ist es wichtig, dass wir allen Menschen Hilfe anbieten können — unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten. Über Spenden freuen wir uns. Wenn jemand nichts geben kann, ist das auch nicht schlimm“, betont die St. Töniserin.
Vor vier Jahren kam ein weiteres Angebot hinzu: das Anna-Cafe. Auch das startete Backhaus in ihrem eigenen Haus, doch schnell wurde klar, dass die Räume zu klein sind. „Beim ersten Café waren es sieben Besucher, beim zweiten Mal schon 20. Das sprengte unser Platzangebot“, sagt Backhaus. Bei „Angies“ an der Roßstraße fand der Verein geeignete Räume. Seitdem treffen sich hier Gesunde und Kranke zum Erzählen bei Kaffee und Kuchen, zum Singen und Spielen.
„Wir sind im Café wie eine große Familie. Mir hat das Anna-Haus aus einer tiefen Depression geholfen. Für mich war es ein Neustart“, erzählt Juliane Lehnen, die in einer Selbsthilfegruppe von dem Angebot erfuhr. Die Gesellschaft, die schöne Atmosphäre, all das empfindet Wilfried Nagel beim Anna-Café, das er seit drei Jahren besucht, als besonders angenehm.
Lob gibt es von städtischer Seite durch die stellvertretende Bürgermeisterin. „Aus einem Baby des Jahres 2002 ist ein stattlicher Teenager geworden. Für ihr stilles und ständiges Engagement können wir als Stadt nur danken“, betont Christiane Tille-Gander. Und wer weiß, vielleicht erfüllt sich der Wunsch von Backhaus nach einem öffentlichen Anna-Haus ja doch noch.