Anrath: Arbeit - Altes Kreuz ist gerettet
Heinrich Stevens hat ein Vortragekreuz der Anrather Bruderschaft von 1835 restauriert.
Anrath. Seit 30 Jahren ist der Uhrmachermeister und Goldschmied Heinrich Stevens im Beruf. Aber eine solche Arbeit hatte er bisher noch nie auf dem Tisch: Ein silbernes Vortragekreuz aus dem Jahr 1835 landete zur Restaurierung in seiner Werkstatt.
Der Reihe nach: In den 80er Jahren bekam Stevens das Kreuz erstmals zu Gesicht. Überbringer war der damalige König der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft, der ihm das stark beschädigte Stück zum Einschmelzen verkaufen wollte. "Ich sollte daraus die Plakette fürs Königssilber machen. Mir ist das Gesicht nach hinten geschlagen."
Stevens schmolz nicht ein, sondern brachte das Kreuz in Sicherheit. Denn ihm war sofort klar, welch hohen Wert es besitzt: "Sammler zahlen für so etwas viel Geld."
Das Vortragekreuz war der Bruderschaft bei kirchlichen Festen stets voran getragen worden. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs hatten es Mitglieder der Bruderschaft sogar versteckt, um es vor dem Zugriff der Nazis zu schützen. "Die Leute haben dafür viel riskiert. So etwas darf man doch nicht einschmelzen", betont Stevens.
Nach dem Tod des damaligen Schützenkönigs übergab der Uhrmachermeister durch Vermittlung des Bürgervereins das Kreuz der Kirche. Und erklärte sich zudem bereit, es zur 1000-Jahr-Feier von Anrath zu restaurieren.
Denn der Zustand war desolat: Teile des Strahlenkranzes um die Jesusfigur waren abgebrochen, die Kugel am unteren Kreuzende zeigte Löcher und Beulen, der Schaft war abgeknickt. "Da hatte jemand Silber mit Zinn gelötet. Dass Schlimmste, was man machen kann", sagt Stevens.
Er selbst fertigte zunächst ein so genanntes Kugelgesenk, um eine neue Silberkugel formen zu können. Den Strahlenkranz besserte er in Laserschweißtechnik aus. Die Jesus-Figur erhielt eine neue Vergoldung. Und die Gravuren (Heilige Familie, St.Sebastian, St.Johannes) wurden frisch poliert. 60Stunden Arbeit steckte Stevens hinein.
Jetzt sieht das Kreuz aus wie neu. Am Sonntag um 15 Uhr wird Heinrich Stevens es im Rahmen des Tags des offenen Denkmals in St.Johannes der Bruderschaft übergeben. Damit es wieder den Prozessionen voran getragen werden kann.