Anrath: Augenzwinkernd und altersweise
Hans Grundmanns erzählte in Anrath aus seinem Leben.
Anrath. Er veröffentlichte bereits mehrfach im Heimatbuch des Anrather Bürgervereins und las jetzt anderthalb Stunden lang in der Katholischen Öffentlichen Bücherei an der Berliner Straße: Hans Grundmanns, Jahrgang 1931, wuchs in Alt-Willich auf, lebt aber seit 45 Jahren in Anrath.
Wer schreibt, gibt viel Persönliches von sich preis. Das wurde jetzt den rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörern schnell bewusst: Der Prokurist im Ruhestand ließ so ziemlich sein gesamtes Leben in 90 Minuten Revue passieren. In seinem Lebenslauf, in seinen Erlebnissen und Erfahrungen dürften sich vor allem die Älteren wiedererkannt haben.
Hans Grundmanns schrieb bereits als junger Mann. Beruf und Familie sorgten für eine lange Schreibpause. Wer jetzt glaubte, Schilderungen von der Schönheit der Heimat, von knorrigen Kopfweiden und nebelverhangener Landschaft zu hören, wurde eines Besseren belehrt.
Grundmanns schilderte auf schlichte, aber eindrucksvolle Weise Erlebnisse wie dieses: Ein Junge im Nachkriegsdeutschland erwies sich auf dem Fußballplatz als Ballkünstler. Schnell hatte die Runde gemacht, dass er im KZ gesessen hatte.
Hans Grundmanns, der auch für die Seniorenzeitung "Willicher Spätlese" schreibt, gab sich mal nachdenklich, mal augenzwinkernd und stets ein wenig altersweise. Er ließ durch seine Schilderungen die Zuhörer an seiner Kindheit teilhaben, die kriegsbedingt zum Teil in Thüringen stattfand. Er sparte das Grauen der Bombennächte nicht aus und reimte über sich selbst: "Hans, den gern die Muse küsste, wenn er hatte Schreibgelüste."
Das Publikum erfuhr auch, dass Hans Grundmanns gerne andere Kulturen kennenlernte - zu vielen seiner Texte präsentierte er passende Fotos. Als Weltenbummler wies er auf Folgendes hin: "Nicht nur Anrath feiert Jubiläum, auch die vietnamesische Stadt Hanoi wird 1.000 Jahre alt." Ein eleganter Übergang zu Cloer und Niers, zu Weiden und Pappeln, "die mit mir alt geworden sind".
Jaja, das Alter: Auch diesen Teil der Biographie sparte er nicht aus. Aus einem "Wie geht es Dir?" sei längst die Frage seiner Frau Christa "Hast Du schon Deine Tabletten genommen?" geworden.