Amerikanische Faulbrut Imker verschaffen sich durch den Streichholztest Gewissheit
Anrath. · Die Amerikanische Faulbrut ist für den Menschen ungefährlich, kann aber für Bienen lebensbedrohlich sein.
Der Verdacht auf Amerikanische Faulbrut, der vor Kurzem in Mönchengladbach auftauchte, hat bei den Imkern im nahen Umkreis Schweißperlen auf der Stirn hervorgerufen. Aber auch Imker, die nicht zu dem sofort ausgerufenen Untersuchungsgebiet gehörten, machen sich Gedanken über die Auswirkungen der anzeigepflichtigen Tierseuche, die durch ein Bakterium ausgelöst wird. Für den Menschen ungefährlich, kann sie für Bienen allerdings eine tödliche Gefahr darstellen.
Doch es ist weniger die Krankheit an sich als vielmehr die Vorgehensweise zum Feststellen der Bienenpest, wie sie im Volksmund genannt wird, die den Imkern Sorgen bereitet. In Nordrhein-Westfalen gab es vor vier Jahren eine neue Vorschrift im Rahmen der Bienenseuchenverordnung, die gerade von Berufsimkern in Frage gestellt wird. „Früher war es so, dass wir die Kategorien null, eins und zwei hatten. Null bedeutete keine festgestellten Sporen. Eins stand für wenige Sporen und zwei für viele Sporen. Erst bei Stufe zwei wurde Alarm geschlagen und weiter kontrolliert. Heute gibt es nur noch negativ oder positiv“, informiert Johann van den Bongard von der gleichnamigen Imkerei „Bienenland“ in Anrath.
Vor dem Hintergrund, dass laut Studien durchschnittlich in zehn Prozent der Völker in ganz Deutschland Sporen vorhanden sind, ohne dass Probleme im Bienenvolk auftauchen und es einen klinischen Befund dazu gibt, sehen es viele Berufsimker kritisch, dass allein eine Beprobung der Futterkränze ausschlaggebend für die sofort einsetzenden Maßnahmen sein soll. Die Menge der Sporen spiele seit der Gesetzesänderung keine Rolle mehr, schildert van den Bongard. Viel wichtiger sei es hingegen festzustellen, ob ein klinischer Befund – Auffälligkeiten bei der optischen Begutachtung der Brutwaben – vorliege. Hier gibt es die sogenannte Streichholzprobe. Sie vermittelt ein deutlicheres Bild des Zustandes im Bienenvolk und gibt einen Hinweis, ob die Bienenpest möglicherweise vorliegen könnte.
Berufsimker wünschen sich
eine detaillierte Unterscheidung
Bei der Amerikanischen Faulbrut zersetzt sich die Larve in der verdeckelten Brut zu einer Art Schleim. Der Zelldeckel wird wässrig und biegt sich nach innen weg. Mittels des Streichholztests, bei dem ein Streichholz in die Zelle eingeführt wird, kann ein Befund erstellt werden. Zieht sich aus dieser breiigen Masse ein Faden, der am Streichholz klebt, so ist das ein Zeichen für das Vorhandensein der Amerikanischen Faulbrut. Anschließend erfolgt eine Laboranalyse, um den Verdacht zu bestätigen. Berufsimker sprechen sich nicht gegen die Futterkranzbeprobungen aus, sind aber nicht mit dem einverstanden, was seit der neuen Verordnung damit gemacht wird. Sie wünschen sich wieder eine detaillierte Unterscheidung, der entsprechende weitere Untersuchungen sowie die optische Begutachtung folgen. Denn für Erwerbsimker kann die aktuelle Vorgehensweise das Aus bedeuten. Fällt in deren Umkreis eine Futterkranzprobe bei einem Hobbyimker positiv aus, so kann das zuständige Veterinäramt in einem Radius von bis zu drei Kilometer alle Bienenvölker beproben, und das zieht sich, da nicht nur die Futterkranzproben an sich Zeit in Anspruch nehmen, sondern auch deren Analyse. Allein die dauert in der Regel 14 Tage, erläutert van den Bongard.
Im Bundesgebiet gibt es jährlich 500 Fälle der Bienenpest
Für einen Berufsimker hieße dies: Der gesamte Betrieb steht ab dem Zeitpunkt still, in dem in einem Bienenvolk in der Umgebung die positive Futterkranzprobe festgestellt wurde – ohne dass ein tatsächlicher Nachweis auf die Amerikanische Faulbrut vorliege. Der Berufsimker kann dann erst einmal nichts mehr tun. Doch gerade Berufsimker halten ihre Bienen unter strengen Kontrollen. Sie beobachten und untersuchen ihre Völker immer aufs Genaueste, denn die Bienenpest möchte schließlich niemand in seinem Bestand haben. „Futterkranzproben ja, aber nicht mit diesen Konsequenzen“, sagt Iris van den Bongard ganz klar. Die Berufsimker wünschen sich die alte Kategorieneinteilung zurück. Es gibt rund eine Million gemeldete Bienenvölker in Deutschland. Schätzungen gehen davon aus, dass dazu nochmals eine halbe Million Bienenvölker kommen, die nicht ordnungsgemäß bei den jeweiligen Kreisen und Städten angemeldet sind. Im gesamten Bundesgebiet kommt es pro Jahr zu 500 Fällen der Bienenpest. Sieht man diese Zahl vor dem Hintergrund, dass allein die Winterverluste durch die Varroamilbe und unzureichende Fütterung bei den Imkern im vergangenen Jahr bei 15 Prozent lagen, lässt sich erkennen, dass bei der Amerikanischen Faulbrut „mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird“, wie sich ein Berufsimker ausdrückt.