Anrath: In drei Jahren ein neuer Knast?
Am Montag war die nordrhein-westfälische Justizministerin im Anrather Gefängnis zu Gast. Sie stellte die Ideen für einen Neubau vor.
Anrath. Als NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter zur Pressekonferenz ruft, hat sie die Hafträume in der JVA Anrath für Männer noch nicht gesehen. Routinemäßig hatte sie sich den Besuch aller Nordrhein-Westfälischer Haftanstalten vorgenommen. Im Frauenknast war sie bereits während der Bauphase.
"Aber wegen der Größe der Hafträume und der Beleg-Situation planen wir einen Neubau", sagt sie. Mit sieben bis acht Quadratmetern, in denen zudem die Toilette steht und das Waschbecken hängt, entsprächen die alten Zellen nicht mehr dem modernen Strafvollzug.
Der solle darauf ausgerichtet sein, dass die Straftäter nach ihrer Entlassung wieder in ein normales Leben fänden. Die Mehrfachbelegung ist ein besonderes Problem. "Seit 30 Jahren ist die Einzelzelle gesetzlich vorgeschrieben."
Bevor im Sommer eine Entscheidung gefällt werden kann, muss die Finanzsituation geprüft werden. Wegen des Denkmalschutzes will die Ministerin sich mit der Stadt abstimmen. "Ich werde mich bemühen, dass etwas charakteristisches der JVA erhalten wird", sagt sie.
Als die denkmalgeschützten Bedienstetenhäuser im Zuge des Neubaus der Frauenhaftanstalt und der gemeinsamen Mauer abgerissen wurden, "war ich noch nicht Ministerin", sagt sie und verweist auf eine Entscheidung, die vielfach als gnadenlose Verschwendung gegeißelt wurde.
Sind die Voraussetzungen erfolgt, könne der Neubau in zwei bis drei Jahren fertig gestellt werden. Die Pläne dafür werden sich an die für die geplanten Neubauten in Hagen, Dortmund, Münster oder Werl anlehnen, wo ebenfalls alte Anstalten ersetzt werden müssen.
Die U-Haftplätze in Gladbach und Krefeld, die organisatorisch ebenfalls zu Willich I gehören, werden dann auch hierher verlegt. "Auch so lässt sich Geld sparen." Die alten Gebäude werden aufgegeben.
Die Neubauten bekommen dann eine abgeschlossene Nasszelle (WC und Waschbecken) in die Zelle. "Das machen wir nicht in erster Linie, weil wir den Gefangenen etwas Gutes tun wollen", sagt sie. Die Altbauten erforderten ständige, teure Sanierungsarbeiten, hohe Energiekosten und viel Personal.
Auch die Arbeits- und Sportangebote für die Gefangenen sind bei Altbauten eingeschränkt. Weil viele der Gefangenen psychisch krank seien, neigen sie bei schlechter Unterbringung zu aggressivem Verhalten.
Die Situation der Justizvollzugsbeamten durch personelle Aufstockung zu verbessern, sei leider nicht möglich. "Ich habe keinen Geldkoffer dabei", sagt sie. "An der Personaldecke ändert sich vielleicht mit dem Neubau etwas." Dazu Anstaltsleiterin Beate Peters.
"Unsere Probleme mit Krankheitszeiten und Überstunden sind geringer geworden." Darüber hatten die Bediensteten in einer Befragung geklagt, deren Ergebnisse Mitte März veröffentlicht wurden.