Anrath: Jugendstil unter der Tapete

In Anrath konnten alte Gebäude in Privatbesitz besichtigt werden. Dazu gab es Infos zu deren Geschichte.

Anrath. Christa Nuhsbaum vom Bürgerverein Anrath hat etwas Besonderes ermöglicht: Sie hat die Türen historischer Häuser in Anrath für Besucher geöffnet. "Ich habe Häuser ausgesucht, die mich neugierig gemacht haben", sagt sie zu ihrer Auswahlmethode. "Jetzt bin ich nur noch gespannt, ob alle Verabredungen klappen."

Erste Station ist das alte Krankenhaus an der Neersener Straße. Das beherbergt heute Sozialwohnungen, und der Flur mit den floralen Jugendstil-Elementen vermittelt einen Eindruck der Zeit, in der viele der 22 Führungs-Teilnehmer dort geboren wurden. Mancher erinnert sich noch an "Schwester Krüsselke" am Rähmchen, "hier!" wo jetzt Wand ist.

Anschließend geht es am Theodor-Heuss-Park vorbei zum Großbeudelshof. Eigentümer Theo Ohligs bittet zu einem Glas Sekt auf die Terrasse und zeigt, wie die Räume sorgfältig - unter Beibehaltung der Maße von Decken und Fenstern - restauriert wurden. Jetzt sind es die großzügigen Zimmer seiner Kinder. "Das ist der älteste Balken im Haus", sagt er und zeigt auf einen mit der Inschrift 1760.

Da kann der Remmertzhof am Knabbenweg locker mithalten. Er wurde 1688 erbaut, das verrät die Inschrift auf dem Balken.

Hans-Joachim Remmertz erzählt vom Wandel, den das Haus durchgemacht hat. In der heutigen Garage war ein Stall für Ziegen, Gänse und Hühner.

"Ich war der erste, der in diesem Haus mit Kanalwasser gebadet wurde", sagt der 75-Jährige, denn bis kurz vor seiner Geburt holte man das Wasser noch aus der Pumpe. Aus den vielen Zimmern im Erdgeschoss hat sein Sohn einen einzigen großen Raum gemacht.

Mit einer besonderen Überraschung wartet das Jugendstilhaus an der Viersener Straße 50 auf. Es gehört Nader Abu Safieh, dem Besitzer des angrenzenden Schnellimbisses.

Über einen ungepflasterten Hof geht es durch den Hintereingang ins Innere: Auf dem historischen Treppengeländer dicker weißer Lack, ein uralter Sicherungskasten. Um so erstaunter die Ahs und Ohs beim Betreten des Eingangsraums: Bis zur Höhe von 1,20 Meter schützt Marmor die Wand, darüber sind die Wände mit Jugendstilgemälden bemalt.

Blumenranken und sanfte Hügel wie in der Toskana mit ihren typischen Gebäuden. Die Tochter eines Vorbesitzers konnte sich daran erinnern. Safieh fand all das unter den Tapeten, monatelange Restaurierungsarbeiten folgten.

Die geführte Reise in die Vergangenheit bot dreieinhalb Stunden Kurzweil.