Willich/Anchorage: Mit Blasen auf den Berg

Hoch hinaus ging es für Hans Blassen. Der Willicher hat den Mount McKinley in Alaska bestiegen.

Willich/Anchorage. Die Füße von Hans Blassen tragen noch die Erinnerungen an eine außergewöhnliche Reise. "Blasen", sagt er und deutet auf die Schneestiefel mit Innenschuh, an denen die Steigeisen fest montiert sind. "Die habe ich mir für die Bergtour neu gekauft und am ersten Tag wohl nicht vernünftig zugemacht. Das Ergebnis: zwei Blasen an den Hacken", erzählt der 44-Jährige.

Doch das konnte den Willicher nicht davon abhalten, seine Tour auf Nordamerikas höchsten Berg, den Mount McKinley in Alaska, fortzusetzen.

Gemeinsam mit drei weiteren Bergsteigerkollegen aus Südtirol erfüllte sich Blassen einen Traum. Bislang kletterte er lediglich in Europa, doch im vergangenen Jahr entstand die Idee, den 6194Meter hohen Mount McKinley zu besteigen.

"Als erstes mussten wir eine Genehmigung beantragen, denn pro Saison ist nur eine begrenzte Anzahl von Kletterern erlaubt", berichtet Blassen. Besagte Genehmigung kam und eine Broschüre, was alles an diesem Berg passieren könne. "Wenn man die liest, vergeht einem fast die Lust, dort zu klettern", sagt Blasen.

Nichtsdestotrotz standen die vier Bergsteiger am 1.Juni am Frankfurter Flughafen, um in die Maschine nach Anchorage einzusteigen. Dort angekommen, ging es 250 Kilometer mit dem Mietwagen nach Talkeetna weiter und von dort mit einer kleinen Propellermaschine auf ein in 2000 Meter Höhe liegendes Gletscherfeld, der Ausgangspunkt der Klettertour.

Von dort waren die vier mit ihren je 20 Kilo schweren Rucksäcken und den zusätzlichen vier Schlitten mit je 40 Kilo Gepäck auf sich allein gestellt.

"Wir haben uns für die Hauptroute namens Butress entschieden. Eine Laufstrecke, rund 30 Kilometer", erinnert sich Blasen. Bis zur Höhe von 3400 Meter war es eine reine Gletscherwanderung, danach ging die eigentliche Kletterei los. Die Schlitten blieben in einem Lager zurück - und einer der Südtiroler, da er gesundheitliche Probleme bekommen hatte.

Es sei sehr anstrengend und teilweise grenzwertig gewesen, gibt Blassen zu. Wobei hinzukommt, dass die Männer aufgrund des unerwarteten guten Wetters den Anstieg in nur sieben Tagen leisteten. "Wir wollten das Wetter ausnutzen und haben nur einen Ruhetag eingelegt", berichtet der Willicher.

Der Gipfelan- und Abstieg erfolgte dann von einem Zwischenlager aus in 16 Stunden. "Es war windig und mit minus 25 Grad saukalt. Wir sehen auf den am Gipfel gemachten Fotos wie die Astronauten aus, wobei ich an meinen unterschiedlichen Fäustlingen zu erkennen bin", erzählt der 44-Jährige.

Auf dem Anstieg verlor er nämlich einen Fäustling und musste auf einen Ersatzhandschuh von Bergsteigerkollege Andreas zurückgreifen. Hätte der diese nicht dabei gehabt, hätte es keinen Gipfelanstieg für Blassen gegeben. Nur mit Unter- und Überhandschuh wäre es aufgrund der Kälte nicht zu machen gewesen.

Der restliche Abstieg erfolgte in drei Tagen - und dann ging es wieder der Heimat entgegen. "Es war eine unvergessliche Tour, von der ich noch lange zehren werde", lautet das Fazit von Blassen, der aber nicht nur Blasen als Erinnerung noch hat, sondern auch gleich sieben Kilogramm weniger wiegt. Eine solche Tour zehrt trotz aller körperlicher Vorbereitung.

Etwas in der gleichen Größenordnung ist bei Blassen derzeit nicht wieder geplant. Jetzt geht es erst einmal mit Ehefrau Anja in die Jungfrau-Region zum Klettern, wobei seine Frau das erste Mal mitklettern wird.