Anrather Heimatbuch: Prall voll mit Geschichte(n)
Im Anrather Heimatbuch wird unter anderem über „600 Jahre Marktrecht“ und eine alte Kaffeerösterei berichtet.
Anrath. Am Mittwochabend ist es bei Schmitz-Mönk vorgestellt worden, am Sonntag kann es auf dem Weihnachtsmarkt erstmals gekauft werden: Das Anrather Heimatbuch 2014 ist prall voll mit interessanten Geschichten, egal, ob von Schülern oder von Senioren geschrieben.
Offenbar fällt es dem Bürgerverein Anrath leicht, Autoren für das Buch zu finden. Für die Titelstory „600 Jahre Marktrecht in Anrath“ konnte Ulrich Ocklenburg gewonnen werden — der Archäologe hat Erdarbeiten im Rahmen der Ortskernsanierung begleitet.
Sein Zwischenbericht ist im Heimatbuch ebenso abgedruckt wie ein Text über die „neue“ Kirche St. Johannes Anrath von Pfarrer Markus Poltermann. Sibille Jäger dürfte mit ihren 89 Jahren die älteste Autorin sein: „Samt — Band — Seide. Umwälzungen in der Weberei“ war ihr Thema. Sie hat selbst bei 16 Anrather Hauswebern gearbeitet und weiß, wovon sie schreibt.
Neubürger dürften kaum wissen, dass es im Zentrum von Anrath mal eine Kaffeerösterei gegeben hat. Das repräsentative Haus an der Viersener Straße 28 ist noch erhalten, die Rösterei musste dagegen der Wohnbebauung weichen. Wolfgang Lücker stützt sich im Wesentlichen auf den Briefwechsel seiner Familie mit den im Ersten Weltkrieg eingezogenen Söhnen. Man erfährt viel über die Familie Lücker.
Christoph Carlhoff hat einen Text einem seltenen Schrank aus der Hand des Anrather Ebenholztischlers Harmen Doomer gewidmet — die Antiquität konnte auf einer internationalen Kunst- und Antiquitätenmesse in Maastricht bewundert werden. Ortsgeschichte pur steuert Hans Peter Enger bei, sein Aufsatz steht unter der Überschrift „Wertewandel“. „Zu glauben, dass der Staat uns versorgen würde, war undenkbar“, ist da zum Beispiel zu lesen.
Niclas Hümmeler von der Arbeitsgemeinschaft „Jugend forscht“ am Lise-Meitner-Gymnasium präsentiert im Anrather Heimatbuch 2014 eine Erfindung zum Schutz vor alten Bomben, die gesprengt werden müssen, was ja in Viersen im vergangenen Jahr gründlich daneben gegangen war.
Niclas konnte nicht zur Buchpräsentation kommen, sein Projekt stellte sein Lehrer Claus Thomé vor: „Die Bundesanstalt für Materialforschung ist auf das Projekt aufmerksam geworden, es soll jetzt ein Großversuch in einem Steinbruch im Sauerland erfolgen“, erklärte der engagierte Pädagoge.
In ein Heimatbuch gehört natürlich auch Mundart — ganz in diesem Sinne steuerte Irmgard Hüpperling ihre Geschichte von der „Zuckerröbetiet“ bei, von der Zuckerrübenzeit.
An unrühmliche Zeiten erinnert dagegen Bernd-Dieter Röhrscheid mit „23 Stolpersteine in Anrath gegen das Vergessen“. Das Buch endet mit einem Kalendarium mit Gedichten in Mundart von Hans Stienen und Zeichnungen von Friedel Kluth.