Stromanbieter NEW: Nicht mit so viel Protest gerechnet
Der Energieversorger NEW reagiert auf die heftigen Reaktionen auf die Abschlagzahlungen beim Strom.
Tönisvorst. Nein, mit dieser Protestwelle hatte er nie und nimmer gerechnet. Das räumt Ralf Poll, Geschäftsführer des Energieversorgers NEW, mit Blick auf die aktuellen Stromrechnungen in Tönisvorst freimütig ein.
Nach einer Umstellung im Abrechnungs-System und dem Herausschicken der Rechnungen war das Service-Center der NEW-Stadtwerke an der Krefelder Straße tagelang regelrecht belagert worden. Die Schlange derjenigen, die Nachfragen hatten, stand bis auf die Straße, das Service-Telefon kam an seine Grenzen (die WZ berichtete).
Ralf Poll erläutert nochmal die Gründe für die Entwicklung: „Nach der Fusion der Niederrheinwerke mit den NVV zur NEW mussten wir für die Stadt Tönisvorst unser Abrechnungssystem umstellen. Im vergangenen Jahr haben wir deshalb die Abschläge für einen Zeitraum von zehn Monaten berechnet. In diesem Jahr dann für knapp 14 Monate.“
Das, was die Kunden im Jahr zuvor gespart hatten, kam jetzt oben drauf und führte zu den zum Teil heftigen Abschlägen. Hinzu kam der strenge Winter, der sich besonders bei den Gaspreisen niederschlägt. „Es wurde zehn bis 20 Prozent mehr Gas gebraucht“, erklärt Poll. Dass die Angelegenheit so hoch gekocht sei, tue ihm ausdrücklich leid, betont er gleich mehrfach.
Von der Erhöhung des Stromtarifes mal abgesehen, über die man immer diskutieren kann, ist die Geschichte sachlich nicht zu beanstanden. Aber dass die Menschen zu Teil stinksauer sind, kann man bei der NEW dennoch gut nachvollziehen.
Als sich eine Facebook-Gruppe gründete, schaltete sich der Geschäftsführer ein und versuchte, die Angelegenheit zu erklären. Außerdem lud er die Gruppe zu einer Info-Veranstaltung ein. „Dabei ging es ging es richtig hoch her. Am Ende hatten wir uns deutlich angenähert“, sagt Poll. Vermutlich habe das auch damit zu tun, dass man sich einfach um die Kunden bemüht habe.
Gibt es Lehren, die der Energieversorger zieht? „Ja“, sagt Poll, „wenn wir das nochmal zu tun hätten, würden wir vorab die Verbraucher anschreiben und sie bitten, die Abschläge von sich aus zu erhöhen.“ Allerdings habe er es auch noch nie erlebt, dass ein ganzer Ort nachzahlen müsse. Aber auch aktuell hat sich die NEW bewegt.
„Wir haben teilweise den Kunden Ratenverträge angeboten. Sie können den Abschlag dann über sechs Monate zinslos abbezahlen.“ Zusätzlich hätten die Verbraucher auch die Möglichkeit, ihre Abschläge dann zu erhöhen, wenn sie befürchteten, dass eine Nachzahlung hoch ausfallen könnte.