Auch die Bienenzucht will gelernt sein

Petra Zens vom Bioland-Betrieb Schauhof hat vor zwei Jahren mit dem Imkern angefangen. Am Anfang standen damals Lehrgänge. Heute unterrichtet sie selbst.

Foto: Wolfgang Kaiser

Willich. Wenn Petra Zens aus dem Küchenfenster schaut, dann hat sie gleich Zehntausende von Tieren im Blick. Allerdings sind die recht klein und leben in vier Holzkästen, den sogenannten Beuten. Es handelt sich um Bienen, deren Zuhause zwischen den Walnussbäumen auf einer der großen Weiden des Schauhofes ist. Vor zwei Jahren, als sie und ihr Mann mitten in der Zertifizierung ihres Hofes für einen Bioland-Betrieb steckten, hatte die Landwirtin überlegt, was sie selbst noch für die Natur tun könnte. „Wenn man etwas Nachhaltiges machen möchte, muss man bei sich selbst anfangen“, sagt die 45-Jährige.

Die Bienenhaltung hatte sie schon immer fasziniert, aber im Alleingang wollte sie an ein solches Projekt nicht herangehen. Ihr fehlte eine Gruppe zum Austausch. Da kam es genau passend, dass die Kolpingsfamilie Willich ein Bienenprojekt ins Leben gerufen hatte. Als Mitglied der Kolpingsfamilie trat Zens der Gruppe bei und absolvierte Lehrgänge bei einem Fachmann. Der gesamte Ablauf eines Bienenjahres gehörte genauso zum Inhalt wie die Anatomie der Biene als auch Kenntnisse über Krankheiten, darunter die gefährliche Varroamilbe, die ganze Völker auslöschen kann.

Mitte 2016 zogen vier Völker auf dem Schauhof ein. Den Standort hatte Zens sorgfältig ausgesucht: Ruhig und doch gut im Blick, mit Bäumen, die im Sommer für einen angenehmen Schatten für die Bienen sorgen. Mit den Völkern in ihren Beuten war die Erstausrüstung für einen Imker eingezogen, wobei neben dem Schutzanzug und dem Smoker für Zens selbst unter anderem weitere Rähmchen für die Beuten sowie ein Verdunster für die Ameisensäure und ein Windelbrett, beides für die Bekämpfung der Varroamilbe bestimmt, mit zu den Dingen gehörten, die ein Imker unabdingbar braucht.

Mit dem weißen Windelbrett marschiert Zens so gerade zu ihren Bienen. „Man schiebt das Brett unter die Beuten. Anhand der Anzahl der Varroamilben, die ich im Anschluss auf dem Brett habe, kann ich erkennen, ob ich eine Behandlung mit Ameisensäure durchführen muss oder nicht“, erklärt Zens. Alles Dinge, die nicht nur ein fundiertes Fachwissen erfordern, sondern auch Erfahrung. Auf die kann sie dank der Kolpingsgruppe bei Fragen und Unsicherheiten immer wieder zurückgreifen. Eine Unterstützung, die die Willicherin nicht missen möchte. „Eine Schulung gibt Sicherheit, aber jedes Bienenjahr ist anders, und es kommen Momente, da man sich selber unsicher ist und einfach mal einen Ratschlag braucht. Da ist es schön, wenn man im Hintergrund auf ein Team zurückgreifen kann“, bemerkt Zens.

Genau diese Unterstützung bietet sie nun den Rheinischen Landfrauen an. Der Rheinische Landfrauenverband möchte nämlich vor dem Hintergrund der immensen Bedeutung der Bienen für die Natur und damit auch die Landwirtschaft Lust aufs Imkern machen. Der Verband bot bereits einen Schnuppertag mit einer bekannten Bienenfachfrau an und hat Seminare zum Imkern ins Leben gerufen. Starthilfen, die Zens einst selbst nutzte.

Die Willicherin hilft nun den Landfrauen beim Aufbau einer Imkergruppe. Sie bringt ihr Fachwissen ein, steht mit Rat und Tat zur Seite und kann auch Tipps geben, was auf landwirtschaftlichen Anlagen für Insekten und Co. getan werden kann. Auf dem Schauhof selbst gibt es so Kleewiesen für die Kühe, die auch Insekten lieben. Wintererbsen gemischt mit Triticale sorgen für Bienentracht und Stücke mit Kleegrasmischungen, denen die Gelegenheit gegeben wird auszublühen, sind ein wichtiger ökologischer Part.

Zens möchte ihre Bienen nicht mehr missen. „Bienen sind faszinierende Tiere. Ihre Entwicklung über das Jahr zu verfolgen, ist spannend. Man darf dabei nie vergessen, dass man die Verantwortung für die Völker übernommen und dafür Sorge zu tragen hat, dass es ihnen gut geht“, betont Petra Zens.