Auch die Indianer sprachen dem Feuerwasser zu

Von Hundesteuer bis Streudienst: Die St. Töniser Narren hatten sich wieder einiges einfallen lassen.

St. Tönis. Strahlender Sonnenschein war der Begleiter der Narren beim Tulpensonntagszug in St. Tönis. Mit 35 Wagen beziehungsweise Fußgruppen lag die Beteiligung allerdings noch knapp unter der des Vorjahres. Dafür waren mehr Besucher gekommen.

Die meisten hatten sich mit der Verkleidung große Mühe gegeben. Es hätte nur ein paar Grad wärmer sein können. Alles ist relativ: Daniel Ponten, Sprecher des Clubs Round Table, verglich das Wetter mit dem des Vorjahres und stellte fest: „Diesmal ist immerhin nicht die Bierleitung zugefroren.“

Der Verkauf von Speisen und Getränken hätte trotzdem besser laufen können. Wobei angemerkt werden muss, dass selbst Rothäute das „Feuerwasser“ nicht verschmähten.

Dennis Bruijn und Michael Lambertz moderierten den Zug, der zwar ein wenig kürzer war, aber alles andere als kümmerlich wirkte. Tim Rehse von „Rehse-Reklame“ hatte mit seinem Wagen die Hundesteuer-Erhöhung zum Thema gemacht, er und seine Mitstreiter machten in schwarz-weißen Hundefellen mit.

Langsam entfaltete die Märzsonne sogar eine leicht wärmende Wirkung. Obwohl der Frühling vor der Tür steht, arbeiteten die Gewerbetreibenden vom Gewerbegebiet Tempelshof ein Winterthema auf: den schlechten Winterdienst der Stadt. Als „Après-Skilehrer“ gaben sie Folgendes zu verstehen: „Kein Salz, kein Split, hier gibt es Sprit.“ Die Frauen marschierten als „Skihasen“ mit.

Missstände kundtun - der Karnevalszug böte die Gelegenheit. Aber es wurde auch mit Lob nicht gespart. Dass auf dem Wagen von Bürgermeister Thomas Goßen und den Fraktionsvorsitzenden positive Propaganda verbreitet wurde, war ja nicht weiter verwunderlich. Da wurde auf die Aufstockung der Offenen Ganztagsschule Corneliusstraße, die Aufwertung des Sportplatzes Vorst sowie die Wärmedämmung der Fassade des Gymnasiums hingewiesen.

Aber auch die Realschule war voll des Lobes: „Leonardo dankt der Stadt, weil er bald die Cafeteria hat.“ Ebenfalls sehr „erbauend“: Die Mitglieder der Gruppe „Fies Gelb“, bestehend aus ehemaligen Pfadfindern, hatte sich als Legesteine verkleidet.

Auch die Besucher, die den Zug säumten, hatten nicht mit Ideen gegeizt: So trug ein Vater, als Koch in Schneeweiß gehüllt, seinen Nachwuchs im Kokodils-Kostüm auf den Schultern. Ein Mann lief als Briefkasten herum: „Nächste Leerung Aschermittwoch.“ Frohsinn verbreitete das Tönisvorster Karnevalskomitee mit dem Zugmotto: „Hast Du Deine Sorgen satt, feiere Karneval in der Apfelstadt.“