Jecken ziehen durch Vorst

Beim Vorster Nelkensamstagszug sorgten phantasievoll verkleidete Gruppen für gute Stimmung.

Vorst. „Drei Weiße Tauben“ schallte es von der Gerkeswiese über ganz Vorst, bis hin nach Anrath und St.Tönis. Die Vorster Jecken riefen das Umland zum Nelkensamstagszug in die Apfelstadt. Und es waren viele Hunderte aus Vorst und der Umgebung, die sich am Zugweg breit machten.

Meist phantasievoll kostümiert und geschminkt und so manches Mal auch recht freizügig, zeigten sich die Narren bei Temperaturen im unteren einstelligen Bereicht. Mit Schunkeln, Singen und kühlen Getränken bereitete man sich auf den Zug vor. Was nicht ganz für die Ecke Süchtelner Straße/Oedter Straße galt, wo sich traditionell zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene treffen, zu viel trinken und meist für reichlich Randale sorgen. In diesem Jahr versuchten Ordnungsamt und Polizei diesem Treiben mit einem verstärkten Aufgebot entgegenzuwirken. Das gelang aber nur zum Teil.

Der Rest der Narren, der wegen des Zuges gekommen war, ließ sich davon nicht stören — und die Zugteilnehmer noch weniger. Besonders nicht die Power-Frauen, die in Indianer-Kostümen ihr 10-jähriges Zugjubiläum feierten. Dass sie von der Kander-Disco, die im Outfit der 70er Jahre den Disco-King suchten, mit „Wir spielen Cowboy und Indianer“ bei der Aufstellung begrüßt wurden, war da eher Zufall. Gute Laune hatten die Damen aber doch. Wie auch die vielen Teilnehmer des Heilpädagogischen Heims Lindenallee und der Lebenshilfe.

Eines war ihnen allen gemeinsam — sie hatten richtig viel Spaß daran, durch die Straßen von Vorst zu ziehen und den Narren ihr Helau zuzurufen und Kamelle zu werfen. Wie es auch Bürgermeister Thomas Goßen und die Spitze der Stadt vom „Kulturpaket“ taten. 50-Euro-Scheine in Massen gingen an das närrische Volke. Nicht in bar, sondern als 50-Gramm-Schokoladen-Tafeln. Einen Fußball konnte man mit Glück auch schon mal fangen.

Nicht ohne Sticheleien ging es bei den Bürger-Junggesellen zu, die traditionell die Kander aufs Korn nehmen. „Willst du in die Urzeit sehen, musst du zu den Kandern gehen.“ Dass man, wenn man auf Kander-Gebiet gräbt, auch den Heiligen Gral finden könnte, verstand sich fast von selbst — aus Sicht der Bürger.

Den Abschluss des Zuges machte die Kinderprinzessin Sarah I.. Sie freute sich: „Ich allein für ein ganzes Jahr im Tönisvorster Karneval“, und strahlte beim Sessionshöhepunkt. Ihr zur Seite, eifrig mit dem Nachfüllen der Wurfkästen beschäftigt, der Präsident des Jugendkarnevalsvereins St.Tönis, Clemens Schnitzler. Er ging den Zügen des Wochenendes mit gemischten Gefühlen entgegen. Sind es doch seine letzten. Denn nach Karneval zieht es ihn beruflich nach Frankfurt am Main.