Ausstellung: Laster-Nostalgie in Halle 31
Freunde historischer Nutzfahrzeuge kamen in Willich voll auf ihre Kosten. Es kamen sogar Oldtimer-Freaks aus Frankreich, um sich die Kostbarkeiten anzuschauen.
Willich. Für die Freunde der Lkw-Oldtimer hat eigentlich eine entbehrungsreiche Zeit begonnen: Streusalz auf den Straßen hält sie davon ab, ihre Schätze zu bewegen. Daher lud Klaus Rabe am Sonntag zum Tag der offenen Tür in sein Nutzfahrzeugmuseum auf dem Gelände von Stahlwerk Becker ein.
Es kamen sogar Oldtimer-Freaks aus Frankreich, um sich die Kostbarkeiten anzuschauen: Fertig restaurierte Trucks, aber auch "Rohbauten" und so skurrile Mobile wie ein Auto, das vor Jahrzehnten von einem Schimpansen in einem Zirkus gefahren worden war.
Auch gestandene Männer haben das Staunen nicht ganz verlernt: Die historische Halle gleich neben dem Verlag von Klaus Rabe ist ein pardiesischer Ort für alle, die sich einen Sinn für Nostalgie bewahrt haben. Mitten in Halle 31 stand ein riesiges Gerippe, das an das Skelett eines Dinosauriers erinnerte.
Es stammt von einem Büssing-Bus von 1955, in dem einst VW-Arbeiter in Wolfsburg zur Schicht gebracht wurde. Das Fahrzeug braucht aber wohl noch etliche hundert Arbeitsstunden.
Die braucht der Coca-Cola-Auslieferungswagen in sattem Gelb nicht mehr. Das Besondere daran: Der V 8-Motor des Ford ist kein Diesel, sondern ein Benziner, einer mit ungezügeltem Durst. Er kann leider nicht mit Cola betrieben werden, das wäre wohl billiger.
Aus den fünfziger Jahren stammt auch ein frühes Wohnmobil von Tempo mit VW-Motor. Die Verarbeitung von Aluminium im Innenraum erinnert daran, dass Tempo auch im Flugzeugbau aktiv war. "Ihn hat eine kleine, rundliche Frau gefahren" - Klaus Rabe meinte den Büssing-Möbelwagen, der nach schwerer Arbeit 15 Jahre lang in einer Scheune gestanden hatte.
Der Museumssverein besteht zwar nur aus knapp einem Dutzend Leuten, die haben jedoch Kontakte zu Spezialisten für die unterschiedlichsten Arbeiten. So wird auch der kleine Abschleppwagen der Marke Magirus von 1951 komplett wieder aufgebaut. Das Fahrerhaus ist derzeit in Arbeit. Vom Magirus, Baujahr 1920, war gestern nur das Fahrgestell mit den schmalen Vollgummireifen zu sehen. Der Rest wird in Kleinarbeit nach und nach aufgebaut.
Ein Glücksfall war die MAN-"Pausbacke" von 1960: Sie war für Bayer zwischen Leverkusen und Uerdingen im Einsatz gewesen. "Drei Tage nachdem der Fahrer in Rente gegangen war, konnten wir den Wagen im Originalzustand übernehmen", freut sich Rabe, der auch mit Ausgefallenem aufwarten konnte:
Auf der Ladefläche eines Ostners Rex stand ein kleines, undefinierbares Mobil in recht schlechtem Zustand. Das Mini-Auto mit dem Moped-Motörchen diente einst einem Schimpansen als fahrbarer Untersatz - er war damit in der Manege seine Runden gefahren.