Autofreier Ortskern - warum nicht?
Viele Willicher können sich einen Ortskern ohne Autoverkehr vorstellen. Es gibt auch andere Stimmen.
Willich. Der Ortskern von Alt-Willich soll schöner werden. Ein entsprechendes Handlungskonzept sieht unter anderem eine autofreie City rund um die St. Katharina-Kirche vor. Demnach dürfte das WZ-Mobil nicht mehr da stehen, wo es am Donnerstag eine Stunde lang geparkt war: direkt am Markt. Dort, auf dem Wochenmarkt, haben wir die Meinung unserer Leser erfragt: Sind Sie für oder gegen einen autofreien Ortskern?
„Manche Autofahrer würden ja am liebsten bis an die Ladentheke fahren. Das muss nicht sein. Ich bin auf jeden Fall für einen autofreien Markt“, sagt Grete Müller. Ihrer Meinung nach könne der Platz mit einfachen Mitteln effizient verschönert werden: „Bänke und ein paar Pflanzen — das reicht schon!“ So wie sie denken die meisten Befragten. Ein autofreier Ortskern stößt anscheinend auf viel Gegenliebe.
„Vom Rewe-Parkplatz an der Brauereistraße ist es zu Fuß nicht weit. In allen Städten funktioniert das autofreie Konzept, nur bei uns in Willich wird darüber noch diskutiert“, sagt Margarete Peeters. „Es sind genug Parkmöglichkeiten vorhanden“, meint auch Erika Arnreich. Allerdings ist sie stets mit dem Fahrrad unterwegs — das Thema ist auch Sache des Blickwinkels.
„Mit dem Fahrrad bin ich schneller in der Stadt, als mit dem Auto. Willich muss nicht mit Pkw verstopft sein“, sagt Karret Hassold und macht sich für einen autofreien Ortskern stark. „Ich habe Verständnis für die Sorgen der Einzelhändler. Aber wir sollten es nicht übertreiben. Ich habe 30 Jahre am Markt gewohnt und fände die autofreie Variante schön. Das funktioniert in Städten wie Kempen, Krefeld oder Viersen doch auch“, sagt Marita van der Velden.
Erwine Leven wohnt seit 50 Jahren in Willich, Rudi Wilzer seit 60 Jahren. Beide lehnen einen autofreien Markt ab. „Stellen Sie sich einen regnerischen Sonntag vor, an dem man nur kurz zum Bäcker Kuchen holen will“, sagt Leven. „Alles ist in bester Ordnung“, beschreibt Wilzer den Ist-Zustand.
„Eine autofreie Fußgängerzone ist Lebensqualität“, sagt Irmgard Goormann. „Vor den Geschäften parken meist nur die Händler, nicht die Kunden“, sagt sie. „Alle Beteiligten müssen gehört werden“, fordert FDP-Chef Thomas Brandt. Er schlägt einen Kompromiss als politisches Mittel vor: „Die Fußgängerzone könnte beispielsweise ab 18 Uhr für Pkw gesperrt werden.“
Den „Zwiespalt zwischen Anwohner- und Parkermeinung“ spricht Margret Meyer an. FDP-Fraktionsvorsitzender Hans-Joachim Donath rückt die Bürgermeinung in den Vordergrund: „Nicht alle sind für eine Sperrung.“ Dies war das Ergebnis der Arbeitsgruppen, die mit je 100 Bürgern laut Donath „nicht stellvertretend“ sprechen.
„Nicht jeder kann weit laufen“, gibt Rosemarie Köffer zu bedenken. Das sei auch bei benachbarten Stellplätzen wie am Domgarten der Fall. Wie bereits berichtet, stehen Einzelhändler und Gastronomen rund um den Marktplatz dem Vorhaben kritisch gegenüber.