Brandschutz zu teuer: Fliegen Vereine aus Ratssaal?
Der Stadtrat soll die bestehende Satzung aufheben.
Tönisvorst. Er ist schon ein repräsentativer Raum — der Ratssaal in St. Tönis. Weswegen er auch gerne von Vereinen oder Verbänden für Veranstaltungen genutzt wird. Dazu musste ein Antrag an den Bürgermeister gestellt werden. In der Regel war es kein Problem, den Saal zu bekommen. Damit soll bald Schluss sein. „Zu teuer, zu umständlich“, heißt es. In gut zwei Wochen soll der Ausschuss für Liegenschaften einen Beschluss vorbereiten, am 14. März soll der Rat das Ganze absegnen. Das hat für eine ganze Reihe von Veranstaltungen drastische Konsequenzen, womöglich bedeutet es sogar in Einzelfällen das Aus.
Was ist der Hintergrund? „Für die Nutzung des Ratssaals als Veranstaltungsraum ist es jedes Mal notwendig, den kompletten Saal auszuräumen und die Möbel in der Galerie zu lagern. Dies führt nicht nur zu einem erheblichen Arbeitsaufwand für den Bauhof, sondern auch dazu, dass das Mobiliar mittlerweile extrem gelitten hat“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Deshalb soll die Satzung, die festlegt, wer wann und zu welchen finanziellen Bedingungen den Raum bekommt, aufgehoben werden.
Ist das der einzige Grund? Nein. Hinzu kommt: Es sei ein „erheblicher Sanierungsstau“ entstanden. Was auch den Brandschutz betrifft. Die Verantwortlichen haben mal grob überschlagen: Würde man den Ratssaal nach den neuesten Vorschriften brandschutztechnisch herrichten, würde das die Summe von 50 000 Euro kosten. Das kommt deswegen zustande, weil der Raum mehr als 100 Quadratmeter hat, somit über 200 Personen aufnehmen könnte. Damit fällt er unter die besonders teure „Sonderbauverordnung“. Aber auch mit weniger als 200 Menschen, die ihn nutzen, wäre alles sehr schwierig, sagt die Verwaltung.
Und jetzt? Wohin soll die Reise gehen? „Originäre Ratsbestimmung“, heißt es in der Vorlage, wer künftig dort aufschlagen darf. Auf Deutsch: Nur noch der Rat und seine Gremien sollten den Bau nutzen dürfen. Außerdem soll die Verwaltung sich schon mal Gedanken machen, wie man den Saal neu möblieren und technisch ausstatten kann. Ein Konzept soll nach der Sommerpause vorliegen.
Was sich so selbstverständlich liest, birgt viel Brisanz. Wo ein Verein wie „Kultur im Rathaus“ künftig seine Veranstaltungen abhalten soll, lässt die Vorlage offen. Ebenfalls sehr geschätzt waren die Empfänge, die frisch getraute Paare im Kaminzimmer bis zu einer Stunde lang abhalten konnten. Und die Kunstvereine wie facette oder der Kunstkreis 80 müssten sich ein neues Domizil suchen.