Fünf Stunden Narrensitzung mit mächtig Stimmung

Bei den Schlossgeistern ging’s rund. Neben Lokalkolorit verbreitete die „Kölsche Nachtigall“ Domstadt-Flair.

Neersen. Die Große Narrensitzung der Karnevalsgesellschaft Schlossgeister war mit 220 Besuchern zwar nicht ganz ausverkauft. Aber die Resonanz reichte aus, um eine Botschaft zu vermitteln: Die Fans lassen die Schlossgeister in schweren Zeiten nicht allein. Erstmals fand die Sitzung aufgrund der aktuellen Situation nicht im Wahlefeldsaal, sondern im Zelt am Ende der Pappelallee statt. „Wir lassen uns nicht unterkriegen“ — Sitzungspräsident Jürgen Leipertz gab sich kämpferisch.

Und Leipertz konnte sogar ein prominentes Geburtstagskind begrüßen. Wolfgang Prechtel, König der Neersener St. Sebstianer, feierte seinen 47. Geburtstag inmitten der Narren — zusammen mit einer anderen Majestät: Manfred Lemke, König von Klein Jerusalem. Das knapp fünfstündige Programm war ausgewogen, wobei die Elemente Tanz und Musik überwogen.

Martina Weuffen aus Neersen hatte sowohl die kleinen Tänzerinnen, die „Tanzsterne“, mitgebracht als auch die „Las Tropicals“, die Glanz und Glamour mit ihrer Las-Vegas-Show in das schnöde Zelt brachten.

Zwei klassische Büttenreden begeisterten das Publikum: Roland Paquot kam als „Tulpenheini“, Frank Bühler trat als „Müllmann“ auf, hatte die weiße Tonne für Schnee dabei. An Schnee und Kälte wurden die Gäste an diesem Abend auch immer wieder erinnert: Im Gegensatz zum Wahlefeldsaal mussten die Getränke draußen in einem Toilettenwagen „entsorgt“ werden. Zum Glück war das Zelt sehr gut beheizt — darüber hinaus heizten Formationen wie „Schöpp op“ aus Eicken dem Publikum mächtig ein.

Jürgen Leipertz, Sitzungspräsident der KG Schlossgeister

Eine tolle Leistung lieferte die Tanzgarde Krefeld-Stahldorf ab. Ihre Hebefiguren waren zum Teil spektakulär. Atemberaubend, wie eine Tänzerin aus großer Höhe eine Rolle vorwärts machte. Kräftige Tänzer hatten die Mädels im wahrsten Sinne des Wortes im Griff, trugen sie auf Händen, oder genauer gesagt auf nur einer Hand. Die Menschenpyramide aus Krefeld reichte bis unters Zeltdach.

Rosita Koritzke, nicht nur im Schatten des Doms als „Kölsche Nachtigall“ bekannt, brachte mit ihren Liedern Domstadt-Flair ins Zelt. Die „Gemen Babys“, die bereits vor drei Jahren bei den Schlossgeistern zu Gast waren, parodierten auf höchst amüsante Weise Ralph Bendix „Babysitter-Boogie“.

Nach dem offiziellen Programm ging es noch mit Tanz weiter. Und Montag treffen sich die Narren ein letztes Mal im Zelt, und zwar im Anschluss an den Kinderumzug. So gut es sich an der Pappelallee auch feiern ließ: Die Hoffnung, nächstes Jahr wieder im Wahlefeldsaal zu schunkeln, haben die Schlossgeister nicht aufgegeben.