Bürger fordern eine eigene Polizeiwache
Meldungen über Einbrüche und Überfälle haben bei vielen St. Tönisern Unsicherheit ausgelöst. Vor allem Senioren haben Angst.
St. Tönis. Die Meinung am WZ-Mobil war am Donnerstag ganz eindeutig: Viele Bürger fordern mehr Polizeipräsenz in St. Tönis. Vor allem der Fall des getöteten Rentners und der Überfall auf einen 47-Jährigen haben das Sicherheitsgefühl massiv beeinträchtigt.
Atti Müller, Jugendleiter beim SV St. Tönis, hat selbst schon Erfahrungen mit Einbrechern gemacht: Er wohnt an der Krefelder Straße gegenüber der Tankstelle und hat nach eigenem Bekunden gehört, wie sich dort Langfinger mit einem Gullideckel durch die Scheibe Zutritt verschafften. „Wir haben sofort die Polizei alarmiert, aber die brauchte 25 Minuten, um vor Ort zu sein“, berichtet er.
„Selbst im Auto fühle ich mich nicht mehr sicher“, berichtet Roswitha Növenberg. Ähnlich sieht das auch Klaus Krämer, der vor allem ältere Leute von einem Gefühl der Unsicherheit betroffen sieht. „Kein Wunder: St. Tönis ist doch mittlerweile unter den Top Ten der Kriminalitätsstatistik“, vermutet Hans-Gerd Nauen. „Wir müssten eben wieder eine Polizeistation in St. Tönis haben“, fordert Käthi Rademacher.
Fehlende Polizeipräsenz im Ort kritisiert auch Jörg Wiencierz: „Die sind hier doch nur mal mit dem Auto unterwegs, zu Fuß sieht man eigentlich keinen mehr.“ Vor einiger Zeit habe er eine hilflose Person in der Grünanlage am Pastorswall gefunden und die Polizei verständigt. Der Mann vom Bezirksdienst sei rausgekommen, habe sich die Sache kurz angeschaut und sei dann wieder gegangen, um Verstärkung zu verständigen: „Und ich sollte so lange vor Ort auf den Hilflosen aufpassen, bis die eingetroffen ist . . .“
Aus Sicht von Peter Borg ist in Tönisvorst in den vergangenen Jahren „alles abgeschafft worden“ — so auch die Polizei. Im Rathaus mache sich keiner Gedanken über die Konsequenzen.
Änne Giebing ist erst vor wenigen Tagen mit dem Rollator allein auf der Friedrichstraße unterwegs gewesen, als sie von einem jungen Mann angesprochen wurde, der ein Taschentuch haben wollte und schon in ihr Einkaufsnetz geschaut habe. „Ich hatte ein ganz komisches Gefühl bei der Sache.“ Und solche Situationen erlebe sie leider immer öfter.
„Seit etwa eineinhalb Jahren ist die Situation beängstigend“, sagt Susanne Bürschkes-Bröcking. Die Polizei treffe aber keine Schuld, weil sie in Kempen stationiert und damit zu weit weg sei, um schnell am Einsatzort sein zu können. „Im Rahmen ihrer Möglichkeiten machen sie viel“, sagt sie. Bürschkes-Bröcking fand am vergangenen Wochenende auch den Mann, den Unbekannte bewusstlos geschlagen hatten. Sie kümmerte sich um ihn und wählte den Notruf.
„Man sieht hier kaum noch einen Polizisten“, sagt Joachim Zühlke. Deshalb gebe es mehr Einbrüche und andere Verbrechen. Er wünscht sich für St. Tönis eine eigene Polizeistation. Das fordert auch Rolf Müller: „Die sollten zumindest häufiger unterwegs sein, am besten sogar mit eingeschaltetem Blaulicht.“ Dann sehe man auch: „Die sind noch da.“
Auch Cornelia Münten sagt: „Man traut sich abends ja nicht mehr aus dem Haus. Es wäre gut, wenn eine Unterschriftensammlung für eine eigene Polizeistation gestartet würde.“ Das sieht auch Christina Fenkes so. „Bei mir ist schon zweimal eingebrochen worden, und ich habe Angst im Dunkeln“, sagt sie.
In eine ähnliche Richtung geht die Meinung von Josefine Zöhren. Sie möchte, dass häufiger Fußstreifen durch den Ort gehen.
Antje Wagner hingegen spricht von einem „gefundenen Thema“. Die Angst werde häufig auch geschürt — zum Beispiel durch entsprechende Meldungen in sozialen Netzwerken. „Trotzdem wären mehr Polizeistreifen gut. Dann wäre unser Sicherheitsgefühl größer.“
Genau gegenteiliger Meinung ist Iris Blauert. Sie betreut die Facebook-Gruppe „Du bist Tönisvorster, wenn . . .“, wo Sicherheit und Polizeipräsenz ebenfalls ein Thema ist. „Es wurde sogar überlegt, eine eigene Bürgerwehr zu gründen“, sagt Blauert. Allerdings könne die Polizei auch nicht überall sein. Angst hat sie um ihre Tochter, die nur noch mit Pfefferspray in der Tasche aus dem Haus geht.
„Ich möchte mich sicher fühlen. Aber die Verrohung hat zugenommen. Die Straftäter sind dreister und brutaler als früher“, ist die Erfahrung von Oliver Burba.