Unverständnis in Willich Schnittgut landet im Schredder

Schiefbahn · Georg Heyes wünscht sich einen nachhaltigeren Umgang mit dem Schnittgut auf städtischen Flächen. Der Schiefbahner Landwirt fragt sich, warum daraus nicht Totholzhecken angelegt werden.

Landwirt Georg Heyes zeigt das gehäckselte Schnittgut, das auf dem Boden verteilt wurde.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Die Vogelschutzzeit naht – und entsprechend lässt die Stadt Willich an verschiedenen Standorten Bäume und Strauchwerk zurückschneiden. Dazu gehört auch die Grünfläche an der Langebendstraße, direkt am Schiefbahner Klosterwäldchen gelegen. Bäume, darunter auch Obstvarianten, sowie Sträucher wurden zurückgeschnitten. „Das Schnittgut lag dann dort, ordentlich zu mehreren Haufen gebündelt“, sagt Georg Heyes. Der Schiefbahner Landwirt dachte schon, das Schnittgut würde für die Anlage einer ökologisch wertvollen Benjeshecke verwendet. Doch nur zwei Tage später musste Heyes feststellen, dass er falsch lag. Das gesamte Schnittgut verschwand in einem Schredder. Es wurde gehäckselt und auf dem Boden der Grünfläche verteilt.

Bei Benjeshecken, auch Totholzhecken genannt, handelt es sich um Aufbauten aus Schnittmaterial. Das Prinzip besteht darin, den Gehölzschnitt in Form von Stämmen, Ästen und Zweigen wie einen Wall, zwischen vorab in die Erde eingeschlagenen Hölzern, aufzuschichten. Die so aufgebaute Hecke bietet Vögeln, Insekten und Kleinsäugern Lebensraum und Nahrung. Die Hecke stellt zudem einen Windschutz für Felder dar, wenn sie an deren Rändern angelegt wird.

Heyes fragte sich, warum nicht zumindest aus dem Schnittgut Reisighaufen angelegt wurden, denn auch die bieten Lebensraum für Insekten, Spinnen, Vögel und Kleinsäuger wie beispielsweise Igel oder Spitzmaus. Er wandte sich an die Stadt Willich, um dort nachzufragen, warum nicht ein stückweit ökologisch agiert werden würde. „Ich habe als Antwort erhalten, das ginge nicht, da es einen entsprechenden Ratsbeschluss gebe, der vorsehe, dass mit Schnittgut in dieser Form und nicht anderes agiert werden müsse, weil es sonst zu arbeitsintensiv und aufwendig sei und zu höheren Kosten führe“, berichtet Heyes. In seinen Augen ist das absolut unverständlich. Alle müssten ein stückweit umdenken und schauen, wo etwas im Sinne der Ökologie und Nachhaltigkeit umsetzbar wäre, fügt er an. Zumal sich Heyes fragt, was es mit den höheren Kosten auf sich hat. In seinen Augen verursacht es mehr Kosten, Großgeräte wie einen Schredder in den Einsatz zu bringen, als mit Arbeitskraft eine Benjeshecke anzulegen.

Auf Anfrage, warum, wie Heyes meint, nicht ökologischer agiert werde, beruft sich die Stadt Willich ebenso auf den Beschluss. „In Bezug auf Benjeshecken wurde in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Nachhaltigkeit am 12. September 2023 beschlossen, auf die Errichtung von Benjes-, Totholz- oder Reisighecken zu verzichten“ heißt es. Das habe Bestand, teilte Kerstin Wild vom Geschäftsbereich Stadtplanung der Stadt Willich mit.

Die Grünen hatten damals beantragt, Benjes-, Totholz- oder Reisighecken mit Ästen aus Gehölzrückschnitten anlegen zu lassen. Dies wurde mehrheitlich abgelehnt, Unterstützung gab es nur von der Wählergemeinschaft Für Willich. Die Stadtverwaltung führte in der Sitzungsunterlage unter anderem aus, dass eine Totholzhecke regelmäßig neu bestückt werden müsse. „Der verwendete Grünschnitt muss dabei passgenau aufgestapelt werden, um die Form der Hecke insgesamt beibehalten zu können.“ Dies stelle einen zusätzlichen zeitlichen Faktor dar, welcher sich in dem aktuell vorhandenen Pflegekonzept, unter Berücksichtigung des bei den Gemeinschaftsbetrieben Willich (GBW) vorhandenen Personals, nicht abbilden lasse.

Heyes würde es dennoch begrüßen, wenn der Beschluss von 2023 noch einmal überdacht werden würde, denn „inzwischen ist es noch wichtiger geworden, ökologische Ansätze dort umzusetzen, wo es möglich ist“, sagt er. Etwas für die Umwelt tun ginge nur, wenn jeder ein klein wenig dazu beitragen würde. Nur so könnten Veränderungen erreicht werden, fügt er an. Ihm ist auch klar, dass nicht an jeder Ecke Benjeshecken oder Reisighaufen angelegt werden können, aber in seinen Augen gibt es genug Stellen dafür. Thomas Elsner sieht indes noch eine andere Problematik. Der Leiter der GBW befürchtet, dass Bürger ihren eigenen Grünschnitt an solchen Aufbauten wild entsorgen könnten. Das würde dann zu Problemen führen, sagt Elsner.