Willich Cornelia Wingerath hat ihr Ratsmandat niedergelegt

Die 48-jährige Immobilien-Fachverwalterin muss vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft der Willicherin Untreue in 51 Fällen vor.

Foto: SPD

Willich. „Mit sofortiger Wirkung hat Cornelia Wingerath ihr Ratsmandat niedergelegt. Die Nachfolge wird in der nächsten Ratssitzung bekanntgegeben.“ Diese kurze Pressemitteilung aus dem Willicher Rathaus erreichte die WZ-Redaktion Freitagmittag.

Ratsfrau Cornelia Wingerath hatte zuvor Willy Kerbusch, den Ersten Beigeordneten der Stadt, in seiner Eigenschaft als Wahlleiter aufgesucht. Denn: Formal einwandfrei musste der Entschluss von ihr persönlich zur Niederschrift gebracht werden. Mit der von ihr geleisteten Unterschrift ist dieser Schritt unwiderruflich.

Cornelia Wingerath (48) ist nun nicht mehr SPD-Ratsmitglied und verliert auch den Posten als Besitzerin „Finanzen“ im Vorstand ihrer Partei in Willich. Den Wahlkreis 9020, Alperheide, den sie bei der Ratswahl im Mai 2014 als einzige SPD-Kandidatin direkt geholt hatte, muss sie abgeben. Laut Liste würde Wolfgang Pape ihn künftig übernehmen.

Freiwillig verlässt Conny Wingerath die politische Bühne, die sie sich über das lokale Engagement auch landespolitisch hatte vorstellen können, nicht.

Ein bevorstehendes Gerichtsverfahren ist der Grund für den Rückzug. Die 48-Jährige, die bereits strafrechtlich in Erscheinung getreten ist, muss sich Ende des Monats vor dem Krefelder Amtsgericht wegen Untreue in 51 Fällen verantworten (die WZ berichtete).

Zwischen 2011 und 2015 war Wingerath freiberuflich und als Angestellte als Verwalterin für Wohnungseigentumsgemeinschaften tätig. Sie soll ihre Position als Verwalterin und Buchhalterin und die damit einhergehenden Kontovollmachten genutzt, um „unberechtigt Verfügungen zu ihren Gunsten zu tätigen“. Der Gesamtschaden soll sich auf mehr als 57 000 Euro belaufen.

Die Vorwürfe sind heftig, die gegen sie von der Staatsanwaltschaft erhoben werden. Und obwohl die Anklage sich auf ihre Tätigkeit als Hausverwalterin bezieht und nichts mit ihrem Ratsmandat zu tun hat, ist die Aufregung in den politischen Kreisen ohne Zweifel da.

„Ich gehe davon aus, dass die Unschuldsvermutung gilt“, erklärte Bernd-Dieter Röhrscheid, Fraktionsvorsitzender der SPD im Willicher Stadtrat, zunächst gegenüber der WZ. Allerdings sei er schon sehr überrascht gewesen, dass ein Ratsmitglied seiner Partei ihn nicht über die Ermittlungen beziehungsweise die Anklage informiert habe. Das sei ein Problem. „Ich bin schon enttäuscht, dass ich das von der Presse erfahren musste“, erklärte Röhrscheid. Zur Sache selbst könne er nichts sagen.

Er und Dietmar Winkels als Willichs Parteivorsitzender haben am Donnerstag, nach Bekanntwerden der Vorwürfe und des Prozesstermins vor dem Schöffengericht, lange mit Conny Wingerath diskutiert und ihr nahegelegt, das Mandat und alle politischen Ämter niederzulegen.

In parteiinternen Whats-app-Nachrichten habe sich gestern Morgen „ein Entsetzen nach dem anderen“ über die Nachricht gezeigt, so Röhrscheid.

Auch Bundestagsabgeordneter Udo Schiefner und SPD-Fraktionschef im Kreistag, Hans Smolenaers, haben laut Röhrscheid enttäuscht reagiert, nachdem er sie informiert habe. „So etwas bleibt nicht ohne Schaden für die Partei“, sagt Willich SPD- Fraktionsvorsitzender.

Cornelia Wingerath hat auch gestern auf Anrufe und Rückrufbitten nicht reagiert.