Hilfsbereitschaft Große Solidarität in Tönisvorst
Tönisvorst · Corona aktiviert die Verantwortung füreinander: Landwirte unterstützen die Tönisvorster Hilfe, Bürger helfen Bürgern.
. Sorgenvoll ist Jürgen Beyer in diesen Tagen. „Es kommen weniger Lebensmittel bei uns in der Tönisvorster Hilfe an“, sagt er. „Ganz dürftig ist es mit Molkereiprodukten.“ Es würde zurzeit eben mehr in den Supermärkten verkauft. So bleiben weniger Lebensmittelspenden für den Verein. Haltbare Milch beispielsweise. Oder die ein oder andere „Palette Joghurt, die sonst schon mal dabei war“.
Trotzdem sei es am vergangenen Mittwoch gelungen, alle Menschen, die zur Ausgabe der Hilfe am Container Gelderner Straße gekommen waren, mit Lebensmitteln auszustatten. Beyer: „Das wäre für mich das Schlimmste, wenn uns das nicht gelingen würde.“ Seit Bestehen der Tönisvorster Hilfe, seit August 2011, musste er noch niemanden mit leeren Händen wegschicken.
Damit das nicht droht, ist die Hilfe weiter auf Spenden angewiesen. Mit Süßigkeiten beispielsweise ist sie gut ausgestattet – nach Karneval kam einiges zusammen.
Und auf Solidarität in der Stadt können Beyer und sein Ausgabeteam bauen. „Die Landwirte aus der Umgebung, aus Clörath, Vorst und St. Tönis, geben uns viel“, sagt er. „Gerade hat mich ein Landwirt angerufen, der einfach nachgefragt hat, wie er helfen könne.“ Ein Anruf. Ein Termin. Eine Abholaktion am Freitag: Die Tafel hat 150 Kilogramm Kartoffeln abladen können.
„Das ist toll“, sagt Beyer. Er verknüpft den Dank an den Landwirt mit dem an die anderen sieben Betriebe, auf die die Hilfe neben den Supermärkten permanent setzen kann: „Wir kommen in den Genuss von Gemüse aus Lagerbeständen und dem Gewächshaus.“ Auch erwähnenswert: Es handelt sich um verkaufsfertige Ware, die abgegeben wird.
Beyer erzählt von einer einzelnen älteren Dame, die alle vier Wochen zur Hilfe komme und Lebensmittel spende. Haltbare Produkte – wer sie spenden möchte, ist bei Beyer richtig: „Anruf genügt und wir holen ab oder treffen uns am Container.“ Kontakt über Telefon 02151/798945.
Solidarität. Ein weiteres Beispiel dafür in Tönisvorst gibt es zähl- und abrufbar seit Donnerstag. Heidi Sorgalla hat die Facebook-Gruppe „Ich für Dich – Tönisvorst kümmert sich“ ins Leben gerufen. Die Idee: unbürokratisch Hilfe anbieten, gleich um die Ecke. Sorgalla: „Die Nachrichtenlage zu Corona war am Donnerstag niederdrückend. Ich dachte an die alten und kranken Menschen, die sich nun aus Schutz zurückziehen, nicht mehr das Haus verlassen. Das halte ich für fatal. Der menschliche Kontakt darf nicht verloren gehen.“
Vor allem Senioren seien oft „zu genant“, um um Hilfe zu bitten. Sorgallas Idee: Menschen, die Hilfe benötigen, sollen sich melden, wenn sie wegen der aktuellen Situation nicht einkaufen gehen oder etwas erledigt haben möchten. Und, fragt die St. Töniserin Sorgalla, was machen beispielsweise Alleinerziehende, wenn die Schulen und Kitas schließen?
Über ihre Gruppe, der sich bis Freitagmittag, 13.30 Uhr, bereits mehr als 90 Mitglieder angeschlossen haben, werde man „Angebote“ auf Hilfsgesuche finden. Beispiele gibt es bereits genug: „Biete Hilfe im Haushalt an: nachmittags ab 15.30“, schreibt jemand. Anwohner von Kuhstraße oder Hasenheide bieten ihre Hilfe an. Jemand von der Gerhart-Hauptmann-Straße würde Hunde ausführen. Angebote zum Einkauf kommen aus dem Bereich Krefelder Straße und Lerchenstraße.
Auf „Angebote“ wie diese kann man mit einer persönlichen Nachricht reagieren und so nichtöffentlich Kontakt aufnehmen.
Wer Hilfe benötigt, aber die sozialen Medien nicht nutzt, hat die Möglichkeit, einen Zettel mit seiner Telefonnummer in den Briefkasten am Kirchplatz 10 in St. Tönis einzuwerfen. Heidi Sorgalla: „Wir suchen dann jemanden, der Kontakt mit dieser Person aufnimmt.“ Die Nummer werde vertraulich behandelt.