„Der Mann ist voll korrekt“
Hauptschule Kirchenfeld: Frederik Bovendeerd ist Schulsozialarbeiter. Über sein erstes Halbjahr mit Schülern und Lehrern spricht er hier mit der WZ.
St. Tönis. Er ist ein Typ. Einer, der ankommt. Angenehme Stimme, zurückhaltende Gestik, ein junges, offenes Gesicht. Man könnte diesen 28-Jährigen glatt für einen Schüler halten, wenn er auf dem Weg aus seinem Büro hinüber zum Lehrerzimmer das Foyer der Hauptschule Kirchenfeld quert.
Schüler, die ihn schon kennen gelernt haben, mögen ihn offensichtlich. Sie tun lautstark ihre Sympathie kund: "Der ist voll korrekt", sagt Thomas aus Klasse 8. Und schiebt betont hinterher: "Echt, ein toller Kerl." Sein Kumpel Kevin meint: "Der hat Humor." Marcel, genannt Lay, weiß, warum der Neue schon so beliebt ist: "Der beschäftigt sich mit den Schülern." Und: "Er hilft jedem hier", sagt Axel aus der Acht.
Der, von dem hier die Rede ist, heißt Frederik Bovendeerd, geboren und aufgewachsen in St. Tönis. Er war Michael-Ende-Schüler, hat dort sein Abitur gemacht. Das ist einige Zivi-, Praktika- und Studienjahre her. Seit einem halben Jahr geht Bovendeerd wieder in St. Tönis zur Schule: fünfeinhalb Stunden täglich, fünf Tage in der Woche. Er ist seit Beginn des Schuljahres der neue Schulsozialarbeiter in Tönisvorst.
Und was gehört nun genau zu seinen Aufgaben, was wird von ihm erwartet? Der junge Mann, übrigens Diplom-Sozialpädagoge und Diplom-Sozialarbeiter, muss diese Frage oft beantworten. Deshalb hat er ein Papier erstellt. Überschrift: Was macht Bovendeerd? Die Antworten sind Stichworte zu den Schwerpunkten Kommunikation, Angebote und Planung. Konkret heißt das beispielsweise: Bovendeerd führt Gespräche mit Schülern, Lehrern und Eltern. Bovendeerd leistet Hilfe im Einzelfall, vermittelt, wenn’s Konflikte gibt. Bovendeerd hält Kontakt zu Jugendamt, Polizei, Gerichtshilfe oder zu den Jugendzentren vor Ort.
In der Hauptschule Kirchenfeld macht er neue Angebote: die Schülerzeitungs-AG beispielsweise gibt demnächst die erste eigene Zeitung heraus. Eine Streitschlichter-AG hat ihre Arbeit aufgenommen. Das läuft. Andere Ideen und Projekte scheitern noch am Geld. Und wie, Herr Bovendeerd, verläuft ein ganz normaler Arbeitstag an dieser Schule? "Einen Typischen gibt’s gar nicht. In der Tat, es gibt ganz tolle Tage und es gibt Tage, die laufen schlecht. Das ist manchmal wie eine Schachtel Pralinen." An manchen Tagen gibt es in seinem Büro ein pausenloses Kommen und Gehen. Ein Gespräch nach dem Nächsten, das kann schlauchen. Aber genau diese Gesprächsbereitschaft ist wichtig, weiß Bovendeerd, diese Zeit ist und wird stark gefragt.
Gerade geht die Tür auf, ein Lehrer sucht einen Raum, in dem er ungestört telefonieren kann. Kurz danach klopft es wieder. Ein Schülerin will mit ihm über "die Fünfen auf dem Giftblatt" reden. Bovendeerd bleibt ruhig, nett, zugewandt. Er weiß, dass seine Arbeit auch eine Arbeit der kleinen Schritte ist. Er weiß, dass er Frust abpuffern muss. Auch schon mal den der Lehrer, die "hier ausgesprochen engagiert sind".
Frederik Bovendeerd ist gebürtiger St. Töniser, Jahrgang 1979. Er besuchte die Grundschule Hülser Straße und anschließend das Michael-Ende-Gymnasium. 1999 machte er sein Abitur. Seinen Zivildienst leistete er in einem Medienzentrum in Köln.
Sein Studium der Anglistik und Medienwissenschaft in Düsseldorf brach er ab. Seine berufliche Perspektive fand er in einem Studium an der Hochschule Niederrhein: 2007 legte er dort die Prüfung zum Diplom-Sozialpädagogen ab.
Als Schulsozialarbeiter hat er sein Büro in der Hauptschule Kirchenfeld in St.Tönis. Engagiert ist Bovendeerd in der Jugendarbeit und in der Radiowerkstatt.