170 Jahre MGV Cäcilia Die bewegte Geschichte eines Meisterchors
Der MGV Cäcilia feiert am Monatsende sein 170-jähriges Bestehen. Die Westdeutsche Zeitung wirft einen Blick in die Historie.
Schiefbahn. Als Franz-Heinrich Scheer 1845 als neuer Volksschullehrer nach Schiefbahn kam, tat er sich mit 15 Männern zusammen, um den Gesang zu pflegen und der Hubertuskirchengemeinde als Chor zur Verfügung zu stehen. Es wurde ein Männergesangverein gegründet, der den Namen der Heiligen Cäcilia führte, der Patronin der Kirchenmusik. So entstand der Männergesangverein Cäcilia 1845 Schiefbahn, der in diesem Jahr seit 170 Jahren besteht.
Mit dem MGV Cäcilia wurde auch das gesellschaftliche Leben in Schiefbahn bereichert. Bald schon beteiligte man sich an Gesangswettbewerben. Konzerte dienten zur Unterhaltung der Dorfbevölkerung.
Nachdem 1911 von den Arbeitern der Seidenweberei ein neuer Männerchor gegründet wurde, wechselten einige Sänger und auch der Chorleiter dorthin. Was das Überleben schwieriger machte. Wenig später brach der Erste Weltkrieg aus.
Aber nach Ende des Krieges ging es wieder bergauf. So konnte 1920 ein großes Sängerfest zum 75-jährigen Bestehen gefeiert werden, an dem 1400 Sänger aus der ganzen Umgebung teilnahmen. Von 1924 bis 1933 holte das Ensemble unter dem Chorleiter Hermann Seepe bei Wettbewerben viele Pokale. Einige davon sind bis heute erhalten.
1941 musste nach Ausbruch des Zweite Weltkrieges die Singerei eingestellt werden. Schon ab 1945 ging es weiter. 1952 gelang dem Chor erstmals das Erreichen des Titels „Meisterchor“ des Sängerbundes, dem heutigen Chorverband NRW.
Zum 125-jährigen Bestehen im Jahr 1970 fanden mehrere große Jubiläumsveranstaltungen statt, darunter auch ein Konzert mit dem Bielefelder Kinderchor. Eine neue Fahne wurde angeschafft, die den Slogan „Uns verbindet das Lied“ trägt.
Mit der Übernahme der Chorleitung durch Peter Meyer im Jahr 1971 begann eine erfolgreiche Zeit, gleich mehrfach wurde der Titel Meisterchor geholt. Konzertreisen nach Österreich, Bayern und 1991 erstmals der Besuch des Chores in Sachsen waren weitere Höhepunkte. Die Freundschaft zum MGV Arion 1898 Saupersdorf bei Zwickau ist bis heute erhalten geblieben und wird durch gegenseitige Besuche gepflegt.
1995 wurde dann das 150-jährige Bestehen mit einer großen Festmesse, einem Konzert in der Jakob-Franzen-Halle und einer Ausstellung zur Vereinsgeschichte gefeiert. Ein Festbuch beschreibt die vielfältigen Aktivitäten und würdigt die Kontakte zu befreundeten Vereinen. So fand im Jubiläumsjahr ein Herbstkonzert mit dem Karwendelchor aus Mittenwald und dem ebenfalls 1845 gegründeten MGV Cäcilia aus Mainz-Gonsenheim statt.
Als Peter Meyer 2001 aus gesundheitlichen Gründen die Chorleitung abgeben musste und zum Ehrenchorleiter ernannt wurde, begann für den MGV Cäcilia eine Zeit der Neuorientierung. Erstmals wurde mit Ramona Baldea eine Frau musikalische Chefin, neue Literatur und Kontakte erweiterten das Repertoire. Ein großes Opernkonzert mit den Niederrheinischen Symphonikern und die Herausgabe mehrerer CDs prägten das Vereinsgeschehen.
Die Chorleitung wechselte in der Folge mehrmals; 2010 übernahm der heutige Dirigent Frank Scholzen die Leitung. Im Jahr 2009 entschloss man sich zu einer engeren Zusammenarbeit mit dem Schiefbahner Bruderverein Eintracht 1896. Es entstand eine Chorgemeinschaft, dennoch blieben beide Vereine weiter selbstständig. Gründe für die Kooperation waren das Erschließen neuer musikalischer und organisatorischer Möglichkeiten, nicht zuletzt aber auch der merkliche Rückgang der Zahl aktiver Sänger. Konzerte mit moderner Literatur und bekannten Solisten fanden großen Anklang.
Franz-Heinrich Scheer hätte vor 170 Jahren sicher nicht geglaubt, dass der Verein so lange bestehen würde. Aber die vielen Wandlungen in Gesellschaft und Kultur haben die Freude am Lied und Gesang bei den Schiefbahner Männern nicht untergehen lassen. Red