Tönisforst Krawatten-Fabrik wird Arca-Lager
Jahrelang hatte die alte Seidenweberei am Heckerweg in Vorst vor sich hingegammelt. Jetzt hat Unternehmer Kaspers sie gekauft.
Vorst. Jahrelang hatte sie leer gestanden, drohte jetzt, völlig zu vergammeln. Dabei ist die frühere Seidenweberei in Vorst am Heckerweg einer der letzten Orte, der etwas über größere Unternehmen aus Vorst erzählt. Das wird auch so bleiben. Das Gebäude bleibt erhalten und wird — zumindest in der nächsten Zukunft — auch für gewerbliche Zwecke genutzt.
Rüdiger Kaspers, Chef von Arca-Regler, hat das alte Gebäude und das dazugehörige Areal gekauft. „Ich kenne das ja noch von ganz früher, als da noch gewebt wurde“, erzählt Kaspers. Immerhin steht die frühere Fabrik in unmittelbarer Nähe seines Elternhauses. Künftig wird Arca das Gebäude nutzen. „Zunächst als Lager, später vielleicht als Entwicklungszentrum, Schulungseinrichtung oder Labor“, so Kaspers. Zunächst müsse Arca die Flaute in der Weltwirtschaft abwarten. „Wir haben es jetzt erstmal gesichert. Das Dach ist dicht“, so Kaspers. Zum Teil war das Gebäude mehrfach Ziel von Vandalismus geworden.
Als Produktionsort sei es weniger geeignet, weil es rund 500 Meter von dem Arca-Firmengebäude an der Kempener Straße entfernt liegt. Dieser soll in naher Zukunft erweitert werden. Kaspers hatte sogar mal den Vorstoß unternommen, die frühere Fabrik unter Denkmalschutz zu stellen, das war allerdings gescheitert.
Gekauft hat der Firmenchef sie von einem Privatmann aus Grefrath. Der wiederum hatte das Gebäude vom früheren Besitzer, das ist die Familie Jansen, übernommen. Die hatte das Anwesen auf Druck ihrer Bank verkaufen müssen. Zum Teil hatte der neue Besitzer das Gebäude als Wohnraum genutzt.
Beim Aufräumen war noch eine ganze Reihe von Dingen ans Tageslicht gekommen, die von der früheren Geschichte zeugen. So gleich mehrere Kisten mit Krawatten. Beim Apfelfest kürzlich hatt der Heimatverein versucht, diese zu verkaufen. „Der Erfolg war allerdings mäßig“, erzählt Heinz-Josef Köhler, Vorsitzender des Vorster Heimatvereins. „So richtig gab’s kein Interesse.“
Die Krawatten waren zuletzt in der Fabrik gefertigt worden. Bei der Gründung 1929 wurden dort wohl auch andere Tuche verarbeitet. „Die Besitzerfamilie Römgens war in der 30er Jahren die erste, die die sogenannten „Jacquard-Webstühle“ nutzte. Von Vorst aus gingen die Produkte in alle Welt. „Dort waren sicher um die 150 Menschen beschäftigt“, erklärt Köhler. Vor allem Frauen hätten dort einen Job gefunden. Neben den Krawatten bekam der Heimatverein auch noch einige andere Dinge geschenkt, etwa ein Webstuhl-Schiffchen oder aber auch Betriebsunterlagen. „Daraus geht hervor, wer hier gearbeitet hat“, so Köhler.
Friedhelm Kaspers kann das bestätigen: „Es gibt noch einige Vorster, die hier gearbeitet haben. Geschlossen wurde die Fabrik Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Problematisch ist aus Sicht des Arca-Chefs die künftige Nachbarschaft. Ein paar Meter hinter der früheren Seidenfabrik soll das neue Wohngebiet Vorst-Nord entstehen. Der Weg, auf dem man in dieses Gebiet hineinfahre, sei noch nicht festgelegt. Das müsse nicht über den Heckerweg geschehen. „Da wäre die Anbindung an die Oedter Straße die beste Möglichkeit“, sagt Friedhelm Kaspers.