Die Keßelers nehmen Fahrt auf

Die Schiefbahner Nicki und Conner Keßeler haben ihre Kanadareise begonnen. In der WZ berichten sie über ihre Pick-up-Suche.

Foto: Keßeler

Vancouver/Schiefbahn. „Wir sind jetzt wieder zusammen, es kann losgehen“, sagt Nicki Keßeler am Telefon. Ihr Ehemann Conner war einige Tage zuvor nach Vancouver geflogen, wollte schon einmal für das zweite Zuhause sorgen, in dem sich die beiden bei ihrer einjährigen Tour durch Kanada und an der Westküste der USA entlang wohlfühlen sollen: einen Pick-up mit einer aufgesetzten Wohnkabine. Das richtige Gefährt zu finden, war so eine Art Abenteuer, das die Beiden erst einmal bestehen mussten.

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Conner hatte sich ein gebrauchtes Rad gekauft, brauchte aber auch den Bus oder den Zug, um zu den entsprechenden Anbietern von Fahrzeugen und Campern zu gelangen. Der Camper war im Ort Abbotsford (British Columbia), etwa 70 Kilometer östlich von Vancouver gelegen, schnell gefunden. Etwa zwei Wochen sollten sich die Schiefbahner dort aufhalten.

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In dem Ort fand Conner die geeignete Wohnkabine. Der Vorbesitzer heißt Jim. Da störte es ihn auch nicht besonders, dass Jim ein leidenschaftlicher Jäger ist, oft mit dem Fahrzeug in die Wildnis gefahren war, um Jagd auf Bären, Hirsche oder Enten zu machen. So mussten erst einmal einige Blutspuren entfernt werden. Frührentner Jim und Conner machten sich selbst an die Arbeit, reparierten und putzten. Dem Schiefbahner gefiel ansonsten die mobile Unterkunft: Sie hatte ausreichend Fenster, eine kleine Küchenzeile mit Gasherd und drei Kochstellen, Bett, allerdings keine Toilette, aber die findet man ja auf den ausgewiesenen Campingplätzen.

Nicht auf Anhieb gelang hingegen die Suche nach einem Pick-up. Auf seiner Ladefläche sollte ja schließlich der Camper platziert werden. Das erste infrage kommende Gefährt schaffte den Werkstatt-Check nicht. Der indische Verkäufer musste wohl oder übel die Anzahlung von 2000 kanadischen Dollar (ein Dollar sind etwa 65 Cent) wieder zurückgeben. Da das Eintreffen von Nicki kurz bevorstand, begann für Conner die Suche aufs Neue. Jim half ihm dabei.

Als die 51-jährige Erzieherin eintraf, zeigte ihr Conner erst mal das kleine Wohnheim auf Stelzen. Das Ehepaar übernachtete einige Tag bei Heather, die in Abbotsford Teile ihrer Unterkunft vermietete. Es war alles ziemlich vermüllt und provisorisch, in ihrem Keller war aber noch etwas Platz. Gastfreundlich war Heather allerdings: Als Nicki nach langem Flug erst einmal den Schlaf nachholte, saß Conner noch lange mit ihrer Familie beim Abendessen, mit ausreichend alkoholischen Getränken versteht sich. Sogar den „Jägermeister“ kannte man dort!

Sonntags war Canada-Day, es gab viele Events und Feierlichkeiten. Wegen des Jetlags bekam Nicki das Feuerwerk nicht mit, im Vergleich zu Deutschland beträgt der Zeitunterschied neun Stunden. „Ich habe einen Pick-up gefunden“, überraschte Conner dann seine Ehefrau am nächsten Tag. Der Kaufvertrag über einen alten Ford F 250 sollte tags darauf unterschrieben werden. Nach vielen Verhandlungen und Formalitäten sowie dem Werkstatt-Check mit einigen kleinen Mängeln war es dann endlich auch soweit.

Jim und Conner schweißten wenige Tage später die Wohnkabine mittels stählerner Spanngurte auf die Ladefläche des Fords. Proviant für die erste größere Tour wurde eingekauft. Dann die erste Testfahrt: Die angeschweißten Spanngurte waren zu weich, es gab zu viel Druck auf die Stahlketten, am Fahrzeugblech entstanden die ersten Beulen.

Mehre Mechaniker wurden daraufhin aufgesucht. Alles zu teuer. Bis Conner, ein Heimwerker, wie er im Buche steht, die Sache selbst in die Hand nahm, auch die Klimaanlage reparierte und die neue Temperaturanzeige, die jetzt erwartet wird, selbst einbauen will. Nicki fungierte dabei als so eine Art Hilfskraft. Ein kleiner Mangel blieb: Im Motorblock klapperte eine Schraube! Einige Tage war er mit den Instandsetzungen beschäftigt; lediglich das Problem der Schraube im Motor blieb noch ungelöst. „Wir wagen es, ein Risiko gibt es immer“, blieb Conner gelassen.

Zunächst waren die beiden nach ihrem Quartier bei Heather in der Nähe von Abbotsford für einige Zeit für 30 Dollar die Nacht auf dem Campingplatz von Susan und Larry untergekommen. Abends wurden von den vieren viele Gespräche geführt. Zum Abschied schenkten Larry und Susan dem Paar aus Deutschland noch einen kleinen Barbecue-Grill, außerdem selbst gesammelte Pilze. Die beiden fahren gerade in nördlicher Richtung weiter. Fortsetzung folgt.