Die letzte alte Straßenbahn: Endstation auf dem Schulhof
Die Stadtwerke spenden dem Michael-Ende- Gymnasium in St. Tönis den Gelenktriebwagen.
St. Tönis. Sie ist die 19. von 19 alten Straßenbahnen, die zum Ende der Sommerferien auf ihre letzte Fahrt Richtung St. Tönis gehen wird. An der Endhaltestelle, vermutlich zu einer nächtlichen Stunde irgendwann im Sommer, werden ein Tieflader und ein Kran stehen. Dann wird der achtachsige Gelenktriebwagen (8GTW) mit der Nummer 819 verladen und auf die letzte Etappe zur Corneliusstraße 25 in St. Tönis geschickt.
Das haben Bahnfreunde im Internet herausgefunden. Die Stadtwerke Krefeld (SWK) haben die letzte alte Bahn, die seit Juli 2010 aus dem Krefelder Stadtgebiet verschwunden ist, auf Initiative des Fördervereins dem Michael-Ende-Gymnasium unter Leitung von Paul Birnbrich gespendet.
Auf dem Schulgelände wird ein etwa 50 Meter langes Stück Schiene liegen — als Spende eines anderen Unternehmens. Die Transportkosten für den Tieflader hat der Förderverein des Gymnasiums übernommen.
Damit endet eine lange Geschichte um das Verbleiben der letzten alten Straßenbahn. Bereits 2011 hatte ein Krefelder Gastronom die Idee, die Bahn bei sich zu installieren. Doch das klappte nicht. Auch von einem Verein und einem Privatmann war damals kurzzeitig zu hören, die ihr Interesse angemeldet hatten.
Die 819 steht zurzeit in einer Halle der SWK an der St. Töniser Straße. Und bald verlässt sie Krefeld und fährt nach St. Tönis. Der Homepage des Gymnasiums ist zu entnehmen, dass dort 13 Schüler in Form eines Workshops ein Gesamtkonzept entwerfen, damit die Bahn mittels Graffitikunst einen neuen Look bekommt.
Ein Blick zurück: Am 14. Juli 2010 bog die letzte der alten Bahnen um 21.04 Uhr ins Depot an der St. Töniser Straße ein. Eigentlich sollte der Abschied später sein: Doch ferienbedingt konnten die Stadtwerke die alten Bahnen früher aus dem Dienst nehmen, als ursprünglich geplant.
Diese Bahn kam noch einmal aus dem Depot heraus: Der Verein „Linie 1“ fragte bei den SWK nach, ob sie mit der Bahn an einem Tag Abschiedsfahrten für die Bürger im Stadtgebiet unternehmen könnten. Die SWK machten mit, und so fuhr am 29. August 2010 die Bahn nach Rheinhafen, Hüls, Fischeln, St. Tönis, immer mit dem zentralen Anlaufpunkt an Uerdinger -/Grenzstraße.
Gefahren wurde der 8GTW von Vereinsmitgliedern, die fast ausschließlich auch SWK-Mitarbeiter sind und die nötige Fahrerlaubnis besitzen. Und die Krefelder nahmen in gehöriger Zahl Abschied von der Straßenbahn, die sie seit Anfang der 70er Jahre begleitet hatte.
Aber optisch brauchen die Krefelder nicht ganz zu verzichten: Es gibt noch eine alte Straßenbahn in Gelb, die hin und wieder auf den Linien fährt: Die SWK haben seit Jahren eine 8GTW als Fahrschulwagen in Betrieb. Und die zieht nach wie vor die Augen der Passanten auf sich, wenn sie unterwegs ist.