Serie: Warum heißt meine Schule so? Wenyuan-Schule – am Anfang ist das Wort

Schiefbahn · Die Wenyuan-Schule hat sich der Vermittlung chinesischer Schrift verschrieben.

Die Wenyuan-Schule in Schiefbahn nutzt die Gebäude der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule. Der Unterricht findet nur samstags statt.

Foto: Sven Schalljo

(svs) „Schulen werden in China etwas anders benannt als in Deutschland. Hier werden Schulen oder Straßen nach Personen benannt. Das ist in China anders. Niemand würde eine Schule zum Beispiel nach Konfuzius benennen. Das gilt als respektlos, ebenso, wie man den eigenen Vater nicht mit Vornamen anredet. Übrigens: Das Wort ist im Chinesischen ebenfalls ‚Papa‘“, erzählt der Direktor der Wenyuan-Schule in Schiefbahn, Yine Zhang.

Mit Konfuzius aber habe der Name schon etwas zu tun. „Von ihm sind neben vielen anderen auch die folgenden Sätze überliefert: ‚Wenn gesprochene Worte nicht mit ausgezeichneten Schriften untermauert sind, werden die Gedanken nicht weit verbreitet‘ und ‚Sofern die Verbal artikulierten Inhalte nicht mit exzellenten schriftlichen Werken unterlegt sind, vermögen Gedanken sich nicht weit zu verbreiten‘. Das haben wir uns als Antrieb auserkoren und unsere Schule nach den Chinesischen Schriftzeichen „Wen“ – das so viel heißt wie Sprache, Schrift oder Werk, und „Yuan“, das so viel bedeutet wie „verbreiten“ oder „in die Welt hinaustragen’ – benannt“, sagt er.

Diese Namensgebung möge für Deutsche irritierend sein, sie folge aber sehr genau der inhärenten Logik der Chinesischen Sprache.

„Bei uns bilden Schriftzeichen die Basis eines Wortes. Davon gibt es mehrere Tausend. Unsere Schüler beispielsweise lernen bis ungefähr zum Ende der Grundschulzeit rund 3000 Schriftzeichen. Wörter werden meist aus zwei oder mehr Schriftzeichen zusammengesetzt. Nur recht wenige Wörter bestehen aus einem Zeichen. Das Wort „Laser“ beispielsweise wird aus dem Wort und dem Schriftzeichen für Licht und dem für auf- oder angeregt zusammengesetzt“, erläutert Zhang.

Ihren Namen lebt die Schule bis aufs sprichwörtliche i-Tüpfelchen. „Die gesamte Basis ist auf das Erlernen der Schrift ausgelegt. Unsere Kinder haben durch die Bank mindestens ein chinesisches Elternteil, leben aber hier. Gut zwei Drittel haben einen deutschen Pass, wie ich mittlerweile auch“, erläutert der Schulgründer, der die Einrichtung auch mit privaten Mitteln seines Unternehmens, das im Stahlwerk Becker sitzt, unterstützt. Er kam 1980 nach Deutschland.

„Wir sind nicht politisch. Bei uns lernen auch Taiwan- und Festlandchinesen einträchtig nebeneinander. Wir haben eigene Lehrbücher, was mehrere Gründe hat, und vermitteln ein Menschenbild, das voll dem Grundgesetz entspricht. Übrigens ist das komplett in Übereinstimmung mit den Lehren Konfuzius‘, der in China eine Rolle hat, die vielleicht am ehesten Jesus in Deutschland entspricht“, erläutert Zhang. Das Wort als Basis des Denkens und des Handelns steht im Zentrum – auch dem des Namens der Wenyuan-Schule.

(svs)