Warum heißt meine Schule so? „Astrid-Lindgren-Schule“ war der unverfänglichste Name

Serie | Schiefbahn · Warum heißt eine Schule so, wie sie heißt? Im Fall der Astrid-Lindgren-Schule in Schiefbahn war man vor allem eins: pragmatisch.

Die Astrid Lindgren-Grundschule in Schiefbahn.

Foto: Sven Schalljo

(svs) Keine Schule in der Stadt hat eine so kurzfristige Namensänderung hinter sich wie die Astrid-Lindgren-Schule in Schiefbahn. Noch vor gut einem Jahrzehnt hieß sie Agnes-Miegel-Schule. Miegel war Heimatdichterin, die um die vorvergangene Jahrhundertwende mit ihrem Schaffen begann. Als solche war sie viele Jahre lang Namenspatronin der Grundschule, ehe zu Beginn des aktuellen Jahrtausends Opferverbände angaben, dass Miegel eine NS-Vergangenheit habe. In der Tat sind Gedichte für Adolf Hitler und eine intensive nationalsozialistische Überzeugung belegbar. „Als das aufkam, war das für uns alle ein Schock. Wir haben dann in Rekordzeit entschieden, einen neuen Namen zu suchen, und hier war für uns vor allem im Vordergrund, dass die Person keine Vergangenheit hat, die irgendwann einmal zu Problemen führt“, sagt Silke Hohlstein, die an der Schule für Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich zeichnet.

So sei die Wahl auf Astrid Lindgren gefallen. „Sie ist eine sehr gute Namensgeberin für eine Grundschule. Ihr Werk macht sie für viele Kinder besonders, und sie hat viele Leser im Grundschulalter, sei es bei Pippi Langstrumf, Karlsson vom Dach oder Kalle Blomquist. Vor allem ist sie aber ein integrer Mensch gewesen, nach allem, was bekannt ist“, betont Hohlstein weiter.

Lindgren, 1907 im schwedischen Vimmerby geboren, vorzustellen ist eigentlich überflüssig. Die Schriftstellerin hat ein bemerkenswertes Werk hinterlassen und inspiriert bis heute mit ihren Büchern Menschen aus aller Welt. Am bekanntesten ist sicher, auch aufgrund der Verfilmungen, Pippi Langstrumpf. Aber auch Michel aus Lönneberga, Ronja Räubertochter oder die Kinder von Bullerbü stammen aus der Feder einer der berühmtesten Schwedinnen überhaupt. Lindgren, die 2002 in Stockholm verstarb, gilt als eine der größten Jugendbuchautorinnen überhaupt.

Für die Schule ist dabei vor allem die Verbindung mit Pippi Langstrumpf manchmal problematisch. „Natürlich versuchen wir, das Andenken unserer Namenspatronin hochzuhalten. Aber eine Schule kann nicht funktionieren, wenn alle Kinder sich verhalten wie Pippi Langstrumpf und Regeln missachten. Das führt manchmal zu Problemen, weil Kinder das Recht bei sich sehen, wie Pippi zu leben. Das geht nicht. Wenn jeder nur nach seinen Impulsen lebt, sähe Unterricht oft etwas chaotisch aus“, erzählt Hohlstein lachend, um ernst fortzufahren: „Schulen funktionieren an einem bestimmten Punkt nur mit Regeln. Wir wollen junge Menschen aufs Leben vorbereiten. Dafür müssen sie das Befolgen von Regeln lernen“, sagt die Lehrerin. Die Schule will ihren Namen dennoch leben. Freiheit gehöre dazu – nur eben in gewissen Grenzen.

(svs)