Willich Ein Lesesaal im Internet

Das vorliegende Willicher Archivmaterial soll eingescannt werden. Dafür stellt die Stadt viel Geld bereit.

Foto: Reimann

Willich. Die Digitalisierung der Daten des Stadtarchivs war das beherrschende Thema im Sport- und Kulturausschuss. Es wurde beschlossen, dass alle gebundenen Akten intern digitalisiert werden sollen. Die Daten der Personenstandsregister sollen extern digitalisiert werden. Bedenken, der Datenschutz könne nicht beachtet werden, wurden zerstreut, weil die Mitarbeiter der zu beauftragenden Firma den Datenschutzgesetzen unterliegen.

Der entscheidende Vorteil der Fremdvergabe: Die Digitalisierung erfolgt schneller, als wenn die Arbeit städtische Kräfte übernähmen. In den Haushalt für 2018 werden 8000 Euro für einen multifunktionalen Scanner eingestellt. Eine Reservestelle bei der Stadt muss in eine reguläre Stelle umgewandelt werden. Ein Zuschussantrag beim Rheinischen Landschaftsverband wird gestellt. Für die Vergabe von Digitalisierungsarbeiten müssen von 2018 bis 2022 jährlich 3000 Euro eingeplant werden. Die Akten der Bauaufsicht werden ebenfalls extern digitalisiert, dafür werden 50 000 Euro pro Jahr benötigt. Für das komplette Digitalisierungsprogramm des Stadtarchivs wird ein Zuschussantrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft gestellt. Die Verwaltung soll weitere Fördermöglichkeiten ausloten.

Was die schöne, neue Welt der Digitalisierung bringt, machte Stadtarchivar Udo Holzental deutlich. Er schwärmte vom „virtuellen Lesesaal im Internet“. Die Städte Greven im Münsterland und Köln seien Vorreiter bei der Digitalisierung. „Es ist sehr komfortabel, dort an Dokumente zu kommen“, erklärte Holzenthal. In Willich hätten die Bürger derzeit Zugriff auf 12 000 Fotos. Im kommenden Jahr, nach Digitalisierung des Fotomaterials der Heimat- und Geschichtsfreunde Willich, werde diese Zahl auf 30 000 steigen.

Bernd-Dieter Röhrscheid von den Heimat- und Geschichtsfreunden berichtete von der gemeinsamen Aktion von Stadtarchiv, seinem Verein und dem Bürgerverein Anrath bezüglich der Archivierung der Flüchtlings- und Vertriebenendaten: „In der Datenbank befinden sich 4723 Personen. Ab dem 1. März könnten diese Daten über die Homepage der Stadt online gestellt werden.“ Alle Daten seien jedoch nicht aufrufbar, so zum Beispiel Angaben zum Beruf: „Auch Akademiker, die hier keine Beschäftigung gefunden hatten, sind oft als Hilfsarbeiter geführt worden, deshalb haben wir diese Daten nicht öffentlich zugänglich gemacht“, erklärte Röhrscheid. 70 Personen hätten sich bereits gemeldet, die Näheres über die Flüchtlinge beziehungsweise Vertriebenen wissen wollen.