Die WZ öffnet Türen Ein „Schätzchen“ mit roter Schiebetür

Johannes Hafermann ist Mitglied des Nutzfahrzeug- Museums in Willich. Derzeit restauriert er einen alten Büssing-Motor.

Die WZ öffnet Türen: Ein „Schätzchen“ mit roter Schiebetür
Foto: Kurt Lübke (3), Nutzfahrzeug-Museum

Willich. Zugegeben: Eine rote Schiebetür zum Öffnen hat der alte Bus. Dafür aber keine Seitenwände. Und auch keine Scheiben oder gar einen Motor: Der Büssing 5000 T, der wahrscheinlich Ende der 1940er Jahre gebaut wurde, ist eigentlich nur ein Gerippe, das derzeit auf seine Wiederauferstehung wartet. Das Team vom Willicher Nutzfahrzeug-Museum an der Gießerallee 9 hofft darauf, dass der Oldtimer in einigen Jahren wieder quicklebendig über die Straßen rollt. Einer aus diesem Team ist Johannes Hafermann.

Die WZ öffnet Türen: Ein „Schätzchen“ mit roter Schiebetür
Foto: Kurt Lübke (3), Nutzfahrzeug-Museum

Der 27-Jährige arbeitet als Redakteur bei der Zeitschrift „Traktor spezial“, die im Verlag Klaus Rabe erscheint. Der wiederum ist Hausherr in der denkmalgeschützten Halle 31 im Stahlwerk Becker, wo der eingetragene Verein „Nutzfahrzeug-Museum Willich“ sich eingemietet hat.

Die WZ öffnet Türen: Ein „Schätzchen“ mit roter Schiebetür
Foto: Kurt Lübke (3), Nutzfahrzeug-Museum

Adventsserie: Die WZ öffnet Türen

Die WZ öffnet Türen: Ein „Schätzchen“ mit roter Schiebetür
Foto: Kurt Lübke (3), Nutzfahrzeug-Museum

In der Werkstatt des Museums beschäftigt sich Vereinsmitglied Johannes Hafermann in seiner Freizeit schon seit Monaten mit dem Motor als Herz des alten Büssing-Busses. „Rund 120 Stunden habe ich da schon reingesteckt“, erzählt er, während er vor dem schwarzen 800-Kilo-Monster mit seinen glänzenden Messingschrauben steht.

Der war komplett auseinandergebaut, als er vor Monaten im Museum eintraf. Und in einem guten Zustand war die 105-PS-Maschine der Marke Büssing NAG, deren genaues Baujahr Hafermann nicht kennt, auch nicht: Ursprünglich Teil eines Langholztransporters, der 1952 einen Unfall hatte, stand der als mögliches Ersatzteil komplett ausgebaute Motor mehr als 60 Jahre auf Holzklötzen in einer Garage. Vor einigen Jahren war er einem Mönchengladbacher Sammler in die Hände gefallen, der ihn komplett zerlegte — dann aber nicht mehr weiter kam. Die Jungs vom Nutzfahrzeugmuseum wiederum waren froh, den alten Motor für ihren Büssing-Bus im vergangenen September in die Finger zu bekommen.

Johannes Hafermann hat seitdem sämtliche Teile gründlich vom Staub der Jahrzehnte befreit und die beweglichen Teile geölt. Dann begann er mit der Rekonstruktion des Motors, wobei viele Teile — darunter allein 30 Kolbenringe, fünf Stück pro Kolben — komplett erneuert werden mussten. Ersatzteile gibt es nicht mehr. „Jede Dichtung ist deshalb angefertigt worden, jede Schraube“, berichtet der 27-Jährige. „Das war ein riesiger Aufwand.“

Der sich aber gelohnt hat: Vor kurzem konnte er den Motor zum ersten Mal seit mehr als 60 Jahren wieder starten. „Das war schon ein großer Moment“, erinnert sich Hafermann, der vor seiner Redakteurszeit den Gesellenbrief als Kfz-Mechaniker erworben hatte und danach einige Semester Mechatronik studierte. „Ich habe das Schrauben gelernt“, berichtet der 27-Jährige und lächelt: Aufgewachsen ist er auf dem Land im Westerwald, bei einem Landmaschinen-Mechaniker kam er schon früh in Kontakt zu alten Motoren. „Auf dem zehn Hektar großen Grundstück meiner Eltern habe ich selbst drei alte Schlepper stehen.“

Doch zurück nach Willich in die Halle 31. Der so gut wie neue Motor soll nächstes Jahr in den Oldtimer, der einst in Diensten der Augsburger Straßenbahn stand, eingebaut werden. Dass der Büssing 5000 T jemals wieder fahren wird, kann man sich als Laie kaum vorstellen: Als er in Willich ankam, war der Bus nur noch ein Haufen Schrott.

Jahrzehnte hatte er als Arbeiter-Unterkunft in einer Sandgrube gestanden. „Sehen Sie den roten Fleck da oben im Dach? Da guckte der Schornstein des zu der Zeit eingebauten Ofens raus“, sagt Johannes Hafermann. Zuletzt sei der Büssing komplett im Sand verschwunden gewesen, nur noch das Ofenrohr schaute raus.

Kollegen von Hafermann, die sich um Beispiel mit dem Karosserie-Bau auskennen, bereiten das Fahrzeug auf die „Auferstehung“ vor. Da werden Türen restauriert oder erneuert, ein Batteriekasten eingebaut, die Karosserie gesandstrahlt. „Ende des nächsten Jahres wird der wieder fahren können“, gibt sich Hafermann optimistisch. Bis zur kompletten Restaurierung könnten aber durchaus drei bis vier Jahre vergehen.