Einbruchsschutz: Aktion ,Riegel vor’ trifft den Nerv
Mindestens 80 Menschen haben Dienstag in St. Tönis die Präsenz der Polizei genutzt und sich über Mittel und Wege informiert, wie man sich vor Einbrechern besser schützen kann.
St. Tönis. Kriminalhauptkommissar Uwe Dethlefsen und sein Kollege Harald Lamers stehen umringt von Menschen in der St. Töniser Fußgängerzone vor dem knallroten Info-Bus. Gut, dass die zwei Polizisten der mobilen Beratungsstelle gelbe Warnwesten tragen, sonst gingen sie in der Menge der Wartenden fast unter.
Die beiden haben an diesem Vormittag in der Stadt kaum Zeit zum Luftholen. Die Leute möchten Informationen aus erster Hand, wollen wissen, wie sie ihr Zuhause sicherer machen können, damit Einbrecher keine Chance haben. „Riegel vor“ eben!
Gertrud und Ludwig Ortmanns sind extra aus Willich nach St. Tönis gekommen. „Wir haben davon in der Zeitung gelesen.“ Sie wollen wissen, wie man ein Haus ohne Riesenaufwand sichern kann, auch wenn der eigene Schäferhund schon gute Dienste leistet. Andauernd Meldungen über Einbrüche — das hat sie verunsichert. Angemeldet für eine kostenlose, zweistündige Veranstaltung der Polizei in Dülken, wo es Tipps zum richtigen Verhalten und Sicherheitstechnik zum Anfassen gibt, gehen die Ortmanns nach Hause.
Diesen Termin will eine St. Töniserin ebenfalls wahrnehmen. „Ich habe die Telefonnummer notiert.“ Eine andere Frau möchte wissen, was sie in ihrem Umfeld machen kann. Da schaltet sich Hans Schramm aus St. Tönis ein. Er ist auf Einladung von Uwe Dethlefsen da, denn seine Nachbarschafts-Initiative im Viertel Garnstraße, angestoßen 2004, ist vorbildlich. Schramm: „Genau vor zehn Jahren hatten wir 16 Einbrüche in drei Monaten.
Da haben wir beschlossen: Wir müssen bei uns anfangen.“ Schramm trommelte die 60 Nachbarn zusammen. Sie stehen seitdem für das Motto „Augen auf für nebenan“, denn die Schilder am Anfang und Ende der Straßenzüge „Vorsicht! Wachsamer Nachbar“ sollen keine Worthülsen sein.
„Wenn jemand in den Urlaub fährt, holen wir Post und Zeitungen aus dem Briefkasten oder stellen Autos in die Einfahrten“, sagt Schramm. Viele hätten die Liste mit Telefonnummern der Nachbarn zu Hause parat liegen. Wer mit dem Hund abends Gassi gehe, schaue sich aufmerksam um. Gitterroste an den Kellerfenstern wurden befestigt, Bewegungsmelder installiert.
Schramm sagt deutlich: „Wir wollen aber auf gar keinen Fall eine Blockwartmentalität. Das mindert die Lebens- und Wohnqualität.“ Aber es achte jeder auf den anderen — seit zehn Jahren. Eine Einbruchsserie wie 2004 hat es nicht mehr gegeben.