Gisela Wallrafen - „Engel ohne Flügel“ im Seniorenheim
Gisela Wallrafen besucht seit zehn Jahren ältere Menschen. Und die 74-Jährige denkt nicht ans Aufhören.
Willich. Margot Hartwig ist davon überzeugt, dass ihr ein „Engel ohne Flügel“ geschickt worden ist. Mit diesen geradezu himmlischen Worten umschreibt sie Gisela Wallrafen vom Besuchsdienst der Malteser. Sie betreut die 87-Jährige seit drei Jahren.
2011 habe sie, erzählt Margot Hartwig, „eine niederschmetternde Nachricht von meinem Arzt bekommen. Ich verließ gerade seine Praxis, da lief mir Gisela Wallrafen in die Arme“. Die beiden Frauen kannten sich. „Wir sind zu Wermes gegangen, haben einen Kaffee getrunken und ich habe ihr mein Herz ausgeschüttet“, sagt Margot Hartwig. Seitdem sei Wallrafen für sie ein „Engel auf Abruf“, sagt die alte Dame, die aus Halle an der Saale stammt.
1989 war sie ihrem Bruder in den Westen gefolgt und hat mit den Jahren in Willich — auch dank ihres Engagements in der Kirchengemeinde — erfolgreich Wurzeln geschlagen. Weil sie gesundheitlich angeschlagen ist, lebt sie heute in einer Wohnung im DRK-Seniorenheim Moosheide an der Küferstraße.
Gisela Wallrafen besucht sie regelmäßig. Sie macht Ausflüge mit ihr, begleitet sie zu Ärzten und Behörden. Sie hilft, wo sie gebraucht wird. „Ein Anruf und ich komme“, sagt Gisela Wallrafen. Das wolle sie so lange tun, wie sie gesund bleibe, so die 74-Jährige.
Für sie hat 2004 ein neues Leben begonnen. Damals, zehn Jahre nach dem Tod ihres zweiten Mannes, den sie lange nicht verwinden konnte, hatte ihre Tochter in der Zeitung gelesen, dass ehrenamtliche Leute gesucht werden. „Mama, da geh’ mal hin“, hatte sie Gisela Wallrafen aufgefordert. Gesagt, getan. „Seitdem geht es mir gut“, sagt Wallrafen.
Sie engagiert sich im Besuchsdienst der Maltester, ist in der evangelischen Kirchengemeinde aktiv und kümmert sich um Bewohner des DRK-Seniorenheims. Auch um Erika Gast. Sie stammt wie Gisela Wallrafen aus Pommern und ist — wie sie — im Alter von sechs Jahren an den Niederrhein gekommen.
Bis Anfang des Jahres lebte Erika Gast in Grefrath. Seit neun Monaten wohnt sie im Willicher Seniorenheim, in der Nähe ihres Sohnes. Gisela Wallrafen hat ihr mit ihren Dienstagsbesuchen die Zeit des Eingewöhnens sehr erleichtert: „Wir sind gemeinsam in die Stadt gegangen. Sie ist mir eine große Hilfe. Alleine hätte ich mich das nicht getraut“, sagt Erika Gast. Sie freut sich stets auf die Gespräche mit ihrer treuen Besucherin: „Sie ist ein so auf geschlossener Mensch. Ich kann über alles mit ihr reden.“
Margot Hartwig schwärmt von Gisela Wallrafens Einsatzfreunde, ihrer Hilfsbereitschaft und Zuverlässigkeit. „Im Alter lernt man das noch mehr zu schätzen“, sagt sie. „Wenn man sie braucht, steht sie prompt auf der Matte.“ Der Engel ohne Flügel.