Neersen Schattenwerfer neue Impro-Meister
Neersen. · Die Finalisten des fünften Neersener „Impro-Battle“ erfanden auf Zuruf Geschichten vor 150 Zuschauern.
Schon in den beiden Halbfinalen, die in der vorigen Woche im Ratssaal von Schloss Neersen ausgetragen wurden, ging es hoch her. Jetzt, zum Finale, sitzen 150 Zuschauer im Saal. Ein Rekord bei den Impro-Battles der Nachwuchsschauspieler und nichts, was dazu beiträgt, das Lampenfieber zu mindern.
Aber als Stefan Henaku-Grabski, Celina Snykers, Sonja Klempert und Michel Weber von den „Schiefbahner Schattenwerfern“ auf der Bühne stehen, sind sie in ihrem Element. Auch die Titelverteidiger Henrik Maus, Felix Kuhlendahl, Amani El-Sadek und Alyssa Salmon von der „Anstalt Anrath“ fassen schnell Fuß und zeigen, was sie können. Die Jugendlichen gehören zum Ensemble der „Jungen Schlossfestspiele“, und sie geben alles, um den Kampf um die beste Improvisationsgruppe zu gewinnen.
Seit vier Jahren gibt es während der Spielzeit der Schlossfestspiele die Abende mit den jugendlichen Protagonisten, bei denen niemand vorher weiß, was ihn erwartet. Ins Leben gerufen hat die Gruppe und den Wettstreit Sven Post, selber Schauspieler im Neersener Ensemble, aber auch Schauspiellehrer und Regisseur. „Keiner kennt den Text, keiner weiß, worum es geht, alles ist improvisiert und wird in dem Moment erfunden, indem Sie es hören“, begrüßt Sven Post die 150 Besucher im Ratssaal.
Eine Fünf-Minuten-Szene spielt
auf einem laufenden Fließband
Zum Beweis fordert Post die Zuschauer auf, eine Farbe, eine Stadt nördlich von Hamburg und einen US-amerikanischen Senator zu nennen. Die Jugendlichen haben fünf Sekunden Zeit und schon geht es los mit der ersten Geschichte aus diesen Begriffen. Es kommen noch einige Runden mit Vorgaben, die sich teilweise das eine Team für das andere ausdenkt, die die Zuschauer vorgeben oder die Sven Post einwirft. Besonders verrückt: Eine Fünf-Minuten-Szene muss auf einem laufenden Fließband spielen, eine Person muss darin die Sätze der anderen Protagonisten beendet und eine andere Person muss einen Schatten spielen.
Die Zuschauer sehen einiges an diesem Abend, was ihnen vorher vermutlich im Traum nicht eingefallen wäre. So reist Graf Dracula mit seinem Ziehsohn zu den Außerirdischen, in einem Country-Song, der am Klavier von Gregory Gaynair begleitet wird, taucht eine Schnappschildkröte auf, deren Morgenstund‘ Gold im Mund hat, und den Bayern fällt der Germknödel aus der Lederhose. Eine wichtige Rolle spielt außerdem ein Gegenstand, den das Publikum dabei hat. In diesem Fall eine Dose, die ein Tiergeräusch von sich gibt, wenn sie gedreht wird. Die jungen Leute auf der Bühne entwickeln die abstrusesten Ideen, was es mit dieser Dose auf sich hat, und es ist eine Freude, ihnen dabei zuzusehen.
Die Zuschauer bewerten großzügig: Drei Punkte gibt es pro Runde immer, oft wird auch die Fünf-Punkte-Karte gezückt. Nach zwei Stunden steht es fest: Die „Anstalt Anrath“ gibt den Titel ab, die „Schiefbahner Schattenwerfer“ sind mit einem denkbar knappen Vorsprung von einem Punkt Schlossmeister 2019 und nehmen den Pokal, gestiftet vom Sponsor „Halle 22“, mit.
Seit Ende 2014 gibt es das Ensemble der „Jungen Schlossfestspiele“, das sich auf Improvisationstheater spezialisiert hat. Körperhaltung, Körperspannung, Bühnenpräsenz, Stimmtraining und Atemübungen lernen die Mitglieder bei den wöchentlichen Treffen. Das helfe auch bei Bewerbungsgesprächen und mündlichen Prüfungen, weiß Sven Post, der zwei Gruppen leitet, eine für Anfänger und eine für Fortgeschrittene, die einmal im Jahr, eben bei den Impro-Battles vor Publikum auf der Bühne stehen und zeigen, was sie gelernt haben.
In den beiden Gruppen des Improvisationstheaters, die Sven Post leitet, sind noch Plätze für Jugendliche ab 13 Jahren frei. Wer sich für eine der Gruppe interessiert, kann sich per E-Mail an den Leiter unter info@svenpost.de wenden. Die Proben sind dienstags um 17/19.30 Uhr. Der Jahresbeitrag beträgt 20 Euro.