Ehemaliges Katharinen-Hospital Endgültiger Abschied vom Katharinen-Hospital
Willich. · Mehr als 1000 Besucher kamen zur Abschiedsparty ins ehemalige Krankenhaus, das demnächst abgerissen wird. Auch viele ehemalige Mitarbeiter waren unter den Gästen.
Völlig angstfrei den Operationssaal betreten, Hinweisschilder wie „Zutritt nur für Küchenpersonal“ einfach ignorieren und sich die interessanten Bücher der Patientenbibliothek kostenlos mit nach Hause nehmen und nebenbei ein letztes Mal die grandiose Aussicht aus den Fenstern im fünften Stock genießen: Dies alles und noch viel mehr war am Samstag möglich. Viele nutzten gern die Chance, noch einmal durch die Gänge des ehemaligen Katharinen-Hospitals zu schlendern und in Erinnerungen zu schwelgen. Sehr viele ehemalige Angestellte trafen sich dort, hatten sich viel von früher zu erzählen. Insgesamt kamen mehr als 1000 Besucher.
„Weinen tun wir nicht, schließlich ist es schon fünf Jahre her, dass das Krankenhaus geschlossen wurde“, sagten der ehemalige Chefarzt Dr. Walter Ormann und Dr. Ilse Franke unisono – sie hatte 28 Jahre lang im Katharinen-Hospital gearbeitet, er immerhin dreiundzwanzigeinhalb. Die „Ehemaligen“ treffen sich seit der Schließung des Krankenhauses einmal jährlich. Alte Erinnerungen kamen bei OP-Schwester Tanja Türks auf: „Das ist ein blödes Gefühl“, gestand sie an ihrem langjährigen Arbeitsplatz und fügte hinzu: „Wir waren damals so geschockt, als wir gehört hatten, dass das Krankenhaus aufgegeben wird.“ Manche Besucher machten sich einen Spaß daraus, sich Überkittel in Grün anzuziehen.
So schlecht die Augustinus-Kliniken, die das Krankenhaus von der Kirche gekauft und vergeblich versucht hatten, in Willich eine Geriatrie zu etablieren, in der Erinnerung vieler Besucher wegkommen, so herzlich waren die vielen Begegnungen: „Sie waren immer ein sehr herzlicher, lieber Mensch“, sagte Krankenschwester Birgit Saathoff zu ihrer früheren Kollegin Waltraud Kratz. Die zog ebenfalls eine positive Bilanz: „Wir haben hart gearbeitet und um so manches Leben gekämpft.“
Auch das Schwesternwohnheim wird abgerissen
„Ich habe einen richtigen Kloß im Hals“, gestand Eva Holuscher, die 18 Jahre lang die Innere Station geleitet hatte und jetzt feststellte, dass der Schreibtisch von Dr. Ormann von einer dicken Staubschicht überzogen war.
Im Besprechungsraum füllte Fachliteratur noch immer den Einbauschrank, in der fünften Etage, in der Patientenbibliothek, ermunterte ein Hinweisschild dazu, Schmöker, die einen interessieren, einfach mitzunehmen. Bücher wie der Reiseführer Florenz oder der Bildband „Irland in Farbe“ hatten die Patienten einst abgelenkt, ihnen die Langeweile genommen. Besucher erinnerten sich an Geburten, aber auch an Sterbefälle, die sie berührt hatten und die einst im Katharinen-Hospital stattgefunden hatten.
Abgerissen wird neben dem Krankenhaus auch das achtstöckige Schwesternwohnheim. „Ich habe Mitte der 1970er-Jahre eine Ausbildung zur Krankenpflegehelferin absolviert und im Schwesternwohnheim gelebt“, erklärte die Schiefbahnerin Angelika Lamers-Beier. Was auffiel: Das Gebäude aus den frühen 1960er-Jahren, in dem knapp vier Jahre lang kontinuierlich Flüchtlinge untergebracht worden waren, wirkte insgesamt alles andere als heruntergekommen. Eigentlich ist es schade, dass nach dem Willicher Schützenfest schweres Abrissgerät anrücken wird. Nicht zuletzt wegen der massiven Bunker unter dem Krankenhausgebäude wird der Abriss des Katharinen-Hospitals sicherlich kein Spaziergang werden.