Springreiter Elad Yaniv Anrath springt zu Olympia in Tokio
Anrath. „ · Elad Yaniv tritt 2020 für das olympische Springreiter-Team von Israel an.
Alvaro du Gue“ schiebt neugierig seinen Kopf aus dem Stallfenster. Dem Wallach ist nicht anzumerken, dass er vor wenigen Stunden noch im Flugzeug gestanden hat, von Moskau nach Amsterdam geflogen ist und von den Niederlanden per Transporter wieder in seinen Stall in Anrath transportiert wurde. „Er ist ein Pferd mit viel Charakter, das seinen Reiter nicht im Stich lassen möchte. Er will immer das Richtige machen und hat ein enormes Springvermögen“, beschreibt Elad Yaniv den neunjährigen Braunen. Und dieses gewaltige Springvermögen hat „Alvaro du Gue“ mit Elad Yaniv im Sattel gerade in Moskau unter Beweis gestellt.
Die Qualifikation in Moskau
war extrem knapp
Sie gehören zum Kader des israelischen Springreiter-Teams und starteten mit vier weiteren Reitern in der russischen Hauptstadt, wo sich die beiden Besten der FEI-Gruppe C für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio qualifizieren konnten. Mit „Alvaro du Gue“ schaffte der 41-Jährige den Sprung. „In der ersten Runde kam es zu zwei Fehlern. In der zweiten Runde konnten wir mit einem Null-Fehler-Ritt überzeugen“, berichtet Elad Yaniv. Seine Teamkollegen waren ebenfalls gut, und mit einem Punkt Vorsprung vor dem polnischen Team holte sich die Mannschaft die Fahrkarte nach Tokio. Im kommenden Jahr reist der in Anrath lebende Israeli mit seinen Pferden, Ehefrau Anne und Tochter Lia also zu den Olympischen Spielen in Japan.
„Wir können es irgendwie noch gar nicht richtig realisieren. Über das Internet haben meine Eltern und ich das Turnier in Moskau verfolgt, aber natürlich kein Wort von der russischen Moderation verstanden. Wir haben selber mitgerechnet. Aber erst als der Anruf von meinem Schwiegervater kam, wussten wir: Die israelische Mannschaft hat es geschafft, und mein Mann startet bei Olympia“, freut sich Anne Yaniv, die an den Vorbereitungen für Moskau maßgeblich beteiligt war. Die Zollbestimmungen seien „ein Wahnsinn“ gewesen, erinnert sie sich. Jedes einzelne Teil, vom Striegel über die Flechtgummis für die Pferdemähne bis zu den Bandagen, musste fotografiert und aufgelistet werden. Sie hofft, dass es für Tokio nicht ganz so kompliziert wird. Sie wäre auch selbst gern mit nach Moskau gereist, aber Tochter Lia ist gerade einmal vier Monate alt. Die Freude bei ihren Eltern, Angelika und Richard Poscher, über den erfolgreichen Schwiegersohn war nicht minder groß. Zumal sie alle wissen, wie sorgfältig er mit den Pferden umgeht und trainiert. Auf dem Flug nach Moskau flog Elad Yaniv bei seinem Pferd in der Maschine mit, um es unterwegs versorgen zu können. „Ich mache alles für meine Pferde. Sie machen schließlich auch alles für mich“, betont der Springreiter.
Neben „Alvaro du Gue“ hat Elad Yaniv ein zweites hervorragendes Pferd im Stall stehen. Es handelt sich um den zehnjährigen Hengst „E. Clintons Diamant“. „Beide Pferde sind noch jung und stehen am Anfang ihrer Karriere. Ich habe beide als Fünfjährige bekommen und bilde sie seitdem aus. Wobei die Mitbesitzer von den Erfolgen begeistert sind“, erzählt der Springreiter.
1997 kam Elad Yaniv
nach Deutschland
Elad Yaniv ist mit Pferden groß geworden. Bereits in seiner Heimat Israel stieg er als Kind in den Sattel. Als Jugendlicher lebte er mit seinen vier Pferden drei Jahre lang in den Niederlanden, bevor er 1997 nach Deutschland zog. Er machte bei Ulrich Kirchhoff Station und blieb viereinhalb Jahre bei Franke Sloothaak. Gerade einmal 21 Jahre alt, ritt er bereits internationale Springturniere. Die Pferde waren es auch, die ihn zu seiner Ehefrau führten, die ebenfalls von Kindesbeinen an reitet. „Wir haben uns auf der Anrather Reitanlage von Norbert Koof, dem ehemaligen Weltmeister im Springreiten, kennengelernt“, erzählt Elad Yaniv. Der Liebe wegen blieb er so in Anrath, heiratete und führt jetzt am Krakenhofweg 30 eine eigene Reitanlage, auf der er nicht nur selbst trainiert, sondern weitere Pferde und Reiter ausbildet und Pferde verkauft. Sein eigenes Training unterstützt Sloothaak, der regelmäßig nach Anrath kommt.