Stadtentwicklungskonzept für Tönisvorst Strategien für Tönisvorst bis 2035

Tönisvorst · Bürger können am Konzept zur Stadtentwicklung mitwirken. Das Planungsbüro gibt sieben Themen vor – von Wohnen über Wirtschaft, Verkehr und Innenstadt bis hin zu Tourismus.

Für das „Stadtentwicklungskonzept Tönisvorst 2035“ werden St. Tönis und Vorst in Bezug auf die Gesamtstadt betrachtet. Was gehört zur Identität der Apfelstadt? Berücksichtigt werden spezifische Rahmenbedingungen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

In einer Zeit des ausgerufenen Klimanotstands kann man darüber nachdenken, ob die Anreise eines Referenten aus Dortmund nach St. Tönis (Anfahrt: 100 Kilometer) im einsetzenden Feierabendverkehr sinnvoll ist, um eine sich selbst erklärende Powerpoint-Präsentation von 15 Minuten im Ausschuss halten zu lassen.

Joachim Sterl geriet am Mittwoch in einen Stau. Die Vorab-Pressekonferenz des geschäftsführenden Gesellschafters des Planungsbüros „Post Welters + Partner“ musste ausfallen. Nachfragen gab es im Pllanungsausschuss kaum. Die Juli-Visite blieb ein Speeddating. Aber eins mit Versprechen auf weitere Verabredungen.

Denn Sterl kommt wieder. Er will, er soll die Tönisvorster kennenlernen. Wie ticken die Bürger in dieser 30 000-Einwohner-Kommune? Was erwarten sie von ihrer Stadt, ihrem Ortskern, ihrem Wohnumfeld? Wo hält sich der St. Töniser gerne auf? Welche Wege geht der Vorster? Wohin fahren Busse und Bahnen? Wie ist es um die soziale Infrastruktur mit Schulen, Kitas, Krankenhaus etc. bestellt? Wo kann sich Gewerbe entwickeln? Wo weiteres Wohnen entstehen? Wie also soll sich die Stadt entwickeln?

Aus Visionen soll Machbares
als Leitlinie entstehen

Die Architekten und Planer des Dortmunder Büros gehen dieser Frage auf den Grund. Sie haben den Zuschlag erhalten, bis Ende 2020 ein „integriertes Stadtentwicklungskonzept“ zu erarbeiten. Die Leitschnur für 15 Jahre soll unter breiter Mitwirkung von Bürgern, Verwaltung und Politik gespannt werden: „Tönisvorst 2035“ – wie soll’s werden? Aus Visionen wird Machbares.

Es geht um ein gesamtstädtisches Konzept. St. Tönis und Vorst werden in Bezug auf die Gesamtstadt betrachtet. Sieben Themenfelder stehen im Fokus:

1. Wohnen/Demographie.

2. Gewerbe/Wirtschaft.

3. Verkehr und Mobilität.

4. Freiraumplanung/Klimaschutz.

5. soziale Infrastruktur/Integration.

6. Stadtbild/Innenstadt.

7. Tourismus/Naherholung.

Sterl und Kollegen suchen den direkten Dialog. Einer Auftaktveranstaltung mit Planungsmesse für Bürger im Spätsommer folgen Spaziergänge durch St. Tönis und Vorst. Stärken und Schwächen der Ortsteile sollen herausgefiltert werden. „Die Verwaltung wird intensiv miteinbezogen“, so Sterl. Die Politik diskutiert in „Zukunftsschmieden zu Meilensteinen“ mit. Außerdem kann sich jeder Bürger online über den Projektfortgang informieren und über interaktive Elemente und „Fragen der Woche“ beteiligen. Eine repräsentative Umfrage unter Bürgern wird die Faktensammlung abrunden. Aus den Informationen werden Konzeptansätze, aus Ideen Handlungsstränge.

„Das sind immer spannende Monate“, sagt Projektleiter Sterl. Referenzen hat er vorgelegt. In Hünxe, Rhede, Odenthal und Lotte (Osnabrück) sind vergleichbare Analysen bereits gelaufen. Ortskerne von Haminkeln oder Raesfeld wurden begutachtet.

Nun Tönisvorst. Die Dortmunder starten mit dem Stadtentwicklungskonzept zur Bestzeit. Nicht zuletzt durch das Speeddating des Werberings St. Tönis, bei dem sich Vertreter von Vereinen, Parteien, Institutionen und ehrenamtlich tätige Bürger zusammenfanden, um Ideen und Konzeptionelles zu bündeln, dürften die professionellen Stadtentwickler auf ein Klima der Offenheit und den Willen zur Mitwirkung stoßen. Stau oder stockendes Vorankommen sind nicht zu erwarten.