Werbering begeistert andere Ehrenamtler Motiviert: St. Tönis erlebt sich neu
St. Tönis · Analyse Das Netzwerken, angestoßen durch die neue Werbering-Riege, hat in der Stadt einen Nerv getroffen.
Dominique Huth vom Stadtkulturbund bestätigt es. Daniela Büscher-Bruch, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis, auch. Der Werbering St. Tönis hat mit seinem Speed-Dating für Vereine, Organisationen und Institutionen im Mai mitten ins Schwarze getroffen.
Offenbar war es höchste Zeit für den gezielten Small-Talk der kurzen Wege. Einen, der deutlich über ein unverbindliches „Wie geht’s? – „Ja gut!“ hinausgeht. Und der ein Gesprächsangebot ist, das Selbstwertgefühl von Stadt und Bürgern nachhaltig positiv beeinflusst. Jeder soll bald spüren: Hier wird viel bewegt. Auf einem guten Niveau.
Vereine freuen sich über Möglichkeit des Austauschs
„Ich habe von der Veranstaltung mitgenommen, dass viele Vereinsvertreter froh waren, sich einmal austauschen und Kontakte knüpfen zu können“, sagte Huth in der vergangenen Woche am Rande der Pressekonferenz zur neuen Spielzeit. Der SKB macht in seinem Programmheft für die Saison 2019/20 eine Möglichkeit der gegenseitigen Unterstützung bereits vor: Der Männergesangverein Forstwald 1936, die Laienspielgruppe Salz & Pfeffer der Kolpingsfamilie Vorst, das Tönisvorster Karnevals Komitee, die Künstlergruppe Facette, das Mandolinen- und das Akkordeonorchester können darin eigene Termine bewerben.
„Netzwerken“ – diesen Impuls des neuen, sechsköpfigen Werbering-Vorstandes hatten am 24. Mai mehr als 40 Vereinsvertreter aufgegriffen, das Wie miteinander vertieft und schließlich Ideen mit in die eigenen Reihen genommen.
Heike Werner, Andrea Hermes, Melanie Barth-Langenecker, Judith Rüther-Zeiß, Isabel Thiele und Dennis Weber dürften eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und Wertschätzung im Handgepäck aus dieser Veranstaltung mitgenommen haben. Motivation für den arbeitsintensiven Neuanfang in ihrem eigenen Verein, der sich nun „St. Tönis erleben“ nennt. Der Name ist Programm und Auftrag zugleich (siehe Meldung unten).
Dieses erste Speed-Dating sollte kein Kurzflirt bleiben. Zig Notizen der zehnminütigen Ideenrunden, die sich zwei Mal in jeweils neuer Zusammensetzung wiederholten, blieben nach dem Abend bei den Gastgebern. Sie sichteten, sortieren und legten ihren Mitgliedern nun die Ergebnisse der Tönisvorster Zettelsammlung vor.
Kontaktpflege über die Stadtteilgrenzen hinaus
Fazit: Vereine, Organisationen und Institutionen wünschen sich eine bessere und intensivere Kommunikation untereinander in der Stadt und zwischen den Stadtteilen. Die Stadtverwaltung wird sich als neues Mitglied des Werberings in den konkreten Austausch einbringen. „St. Tönis erleben“ und „Vorst aktiv“ wollen partnerschaftlich der Bewegung neuen Schwung verleihen.
Auch Werbering und die Handwerker in Tönisvorst (HiT), die gerade wieder den Tag des Kindes durchgeführt haben, gehen aufeinander zu. Gemeinsam mehr erreichen, bekannter werden, das ist erklärtes Ziel.
Die Innenstadt von St. Tönis soll an Festtagen Besuchern auch andere Perspektiven anbieten: So soll die behagliche Atmosphäre des etwas versteckt liegenden Seulenhofs stärker genutzt werden. Oder der beschauliche Kirchplatz um die Pfarrkirche St. Cornelius eine angemessene, anheimelnde Adventszeit erleben. „Qualität statt Quantität“ ist das neue Credo.
Veranstaltungsideen machten an dem Abend im Ratssaal die Runde: eine Vereins- und Unternehmermesse beispielsweise, die auch für künftige neue Mitglieder und Auszubildende interessant werden kann. Soll der Tag des Ehrenamtes wiederbelebt werden? Die Wertschätzung für alle, die sich in einem erheblichen Maße in der Stadt und für die Stadt engagieren, ohne einen „Pfennig“ dafür zu sehen?
Die ländliche Umgebung der Stadtteile könnte sich in einem Bauernmarkt oder einem Erntedankfest widerspiegeln.
Konkrete Hilfen wurden angekündigt: So kann sich der Bürgerbusverein vorstellen, seine Fahrzeiten an Veranstaltungstagen zu erweitern. Die Pfadfinder bieten ihre Hilfe bei Auf- und Abbauten ab.
Bündnis 90/Die Grünen wollen sich beim Thema Müllvermeidung durch ein Mehrwegsystem und Nachhaltigkeit einsetzen und bieten sich als Ansprechpartner und Vermittler an. Das Akkordeon-Orchester, das sich mit neuer Mannschaft ebenfalls vor einigen Monaten neu ausgerichtet hat und durch neue Veranstaltungsformate und Angebote in der Stadt durchgängig wahrnehmbar ist, will musikalisch unterstützen. Ebenso wie die Prinzengarde und die evangelische Kirche.
Karneval netzwerkt auch im Sommer. Für den nächsten Tulpensonntagszug werden noch mehr Fußgruppen gewünscht. Laut Werbering fragten Vereine nach, ob eine Spendensammlung über den Einzelhandel möglich wäre.
Ob die Netzwerkveranstaltung ein Weckruf für St. Tönis war, kann auch die Resonanz auf die Weiße Nacht am 28. Juni zeigen. Gastgeber Werbering, also „St. Tönis erleben“ hofft auf eine Stadt in Weiß.
Ob sich an den Tischen genauso intensive, aufeinander zugehende Gespräche anbahnen wie beim Speed-Dating? Die neue Stimmung in St. Tönis legt eine gehörige Portion Optimismus nahe. Die aktiven, engagierten Bürger sind wieder neugierig aufeinander geworden. Und auf das pralle Programm, das die vielen unterschiedlichen Gruppen in der Stadt bieten. Die Motivation vieler ist mit den Händen zu greifen.
„St. Tönis erleben“ hat neben der Stadt Tönisvorst weitere neue Mitglieder: Uli Weckauf (Firma Immoinstanz) ist dabei, außerdem Ella’s Coffee & Sweet und die Inhaberin des Konzept-Stores „wunderhübsch“, Vera Roessli. Sie ist neu in der Stadt, verkauft unter anderem Mode und Dekoration und spürt die motivierende Stimmung, den frischen Wind durch den Werbering: „Das sagen auch viele meiner Kunden: ,Hier tut sich was’.“ Roessli, die aus der Medien- und Kommunikaitonsbranche kommt, kann sich eine aktive Unterstützung des Werberings gut vorstellen. „Ich bin ein Organisationsmensch, habe gerne viel um die Ohren. Mich kann man ansprechen.“
Das nächste Netzwerktreffen trägt bereits einen Datumsstempel: 28. Mai 2020.