Weiterbildungs- und Fachmesse WeFa 4.0 Städte gehen neue Wege auf dem Arbeitsmarkt
St. Tönis. · Auf großes Interesse stieß die Weiterbildungs- und Fachmesse WeFa 4.0 in Tönisvorst.
Alle Straßen rund um das BZ Bildungszentrum am Tempelsweg in Tönisvorst sind an diesem Vormittag zugeparkt. Die Autokennzeichen stammen nicht nur aus der unmittelbaren Umgebung, sondern zeigen an, dass die Besitzer auch aus Düsseldorf, Neuss, Krefeld oder Mönchengladbach angereist sind. Shuttle-Busse bringen Gruppen von Besuchern auf das Gelände des BZ. Auf großes Interesse stieß die Weiterbildungs- und Fachmesse WeFa 4.0. Zum ersten Mal hatten sich Weiterbildungsträger aus dem Rhein-Kreis Neuss, dem Kreis Viersen, den Städten Krefeld und Mönchengladbach zusammengetan, um ihre Kompetenzen auf einer gemeinsamen Plattform zu präsentieren. Mehr als 30 Anbieter drängten sich dicht an dicht in einem großen weißen Zelt.
Gleich am Eingang hat sich das Technologiezentrum Glehn aus Korschenbroich platziert. Am Stand ist eine Kamera aufgebaut. Denn das Unternehmen hat sich auf professionelle Bewerbungshilfen spezialisiert, die bereits mit einem Innovationspreis ausgezeichnet wurden. Es werden Visitenkarten mit dem Foto des Bewerbers und den wichtigsten persönlichen und beruflichen Fakten gefertigt. Ein darauf angebrachter QR-Code ermöglicht es dem interessierten Arbeitgeber, im Internet alle für eine Bewerbung wichtigen Unterlagen einzusehen. Auch Videos des Bewerbers können dort eingestellt werden. Stolze 800 Euro kostet so eine Bewerbung mindestens.Am Stand der SAP Weiterbildungen, mit 60 Standorten deutschlandweit, wird derweil demonstriert, wie ein virtuelles Klassenzimmer funktioniert. Die Teilnehmer erhalten die passende Hardware. Auf dem Bildschirm des Tablets erscheint rechts der Lernbereich, der quasi die Tafel ersetzt, links sind der Dozent und die anderen Teilnehmer des Kurses in einer Art Live-Sitzung zu sehen.
Andrea Eickelmann (48) aus Mönchengladbach ist als Besucherin hier. Sie ist nach 27 Jahren als geschäftsführende Gesellschafterin arbeitslos geworden und hat bislang auf ihre Bewerbungen an die 100 Absagen bekommen, oft mit der Begründung, dass sie überqualifiziert sei. „Ich suche hier neue Kontakte, habe mir schon drei Dinge herausgesucht und einen Termin gemacht“, sagt sie. Angeline Kahan (45) aus Nettetal macht derzeit einen Coachingkurs zu Gesundheitsthemen. „Ich weiß nicht wirklich, wo ich gerade beruflich stehe. Ich suche Orientierung“, erzählt sie.
Wirtschaftsakademie wirbt
mit flauschig-gelben Küken
Kleine flauschig-gelbe Küken sind der Hingucker am Stand der Wirtschaftsakademie Jüchen, wo man „Lernen mit Wohlfühlcharakter“ und abseits starrer Schulnormen verspricht. Einen Gang weiter erkundigt sich Sivagurunathar am Stand der i.drive GmbH aus Neuss nach Weiterbildungsmöglichkeiten. Der 64-Jährige, gebürtig aus Sri Lanka, ist arbeitslos, könnte sich aber vorstellen, als Gabelstaplerfahrer zu arbeiten. Er hat Sorge, wegen seines Alters und einer körperlichen Einschränkung keine Arbeit mehr zu finden. „Wir versuchen, alle Leute in Arbeit zu bringen“, macht ihm Mitarbeiter Waqas Ghulam Mut. Marco Anders (41) aus Willich hat seine Chancen bereits genutzt. Die ergaben sich paradoxerweise, als er bei einer Spedition arbeitslos wurde. Jetzt macht er eine verkürzte sechsmonatige Weiterbildung zum EU-Berufskraftfahrer beim BZ, die vom Jobcenter finanziert wird.
Auf der Suche ist noch Leon Ten Elsen (23) aus St. Tönis. Er ist mit den anderen Teilnehmern seines Kurses bei der Tertia Aktivierungshilfe Viersen hier, die jungen Leuten mit Schwierigkeiten beim Berufsstart auf die Sprünge helfen will. „Ich habe eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann abgebrochen, weil es nicht das war, worin ich aufgegangen bin“, erzählt der freundliche junge Mann, der am liebsten im sozialen Bereich mit Kindern arbeiten würde.
Anja Lischke von der Wirtschaftsakademie Rheinland GmbH in Mönchengladbach ist bislang mit dem Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden: „Ich hatte sehr gute Gespräche und habe schon mehrere Beratungstermine vereinbart.“
Am Stand des Jobcenters des Rhein-Kreises Neuss werden derweil schon erste Anfragen nach Fördermöglichkeiten in das digitale System eingegeben, um dann weiter bearbeitet zu werden. Das sei eine tolle Veranstaltung hier, befinden die Mitarbeiterinnen Inga Giese und Christine
Rungwerth.